DerStandard.at/Integration – Ein Pionierprojekt im deutschsprachigen Raum

Die MacherInnen v. derStandard.at/Integration
  • Maria Sterkl (29) ist ausgebildete Handelswissenschafterin und seit fünf Jahren Journalistin.
  • Berthold Eder (36) ist seit sieben Jahren als Politikredakteur bei derStandard.at tätig; Seine Schwerpunkte sind Lateinamerika, Osteuropa sowie Integration.
  • Heidi Weinhäupl (32) leitet gemeinsam mit Maria Sterkl das Integrationsressort auf http://derStandard.at und unterrichtet am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien.

24.05.2007 | 14:35 | simon INOU

Am 26. Februar 2007 startete das Online-Medium derStandard.at ein interessantes Experiment. Zum ersten Mal in Österreich, vielleicht sogar im deutschsprachigen Raum, wird auf einer Plattform eines europäischen Mainstream Medium über Migration, MigrantInnen und alle Themen rund um diese Begriffe umfassend berichtet. Afrikanet besuchte die Hinterfrauen und -männer dieses Projektes.Ein schöner Nachmittag Anfang Mai. Wir haben einen Treffen mit dem Team von derstandard.at/integration vereinbart. Das Treffen findet im neuen Gebäude von derStandard.at, der Online-Plattform der Tageszeitung Der Standard, in der Wallnerstraße im ersten Wiener Bezirk statt. Helle Räumlichkeiten, ein junges und dynamisches Team, darunter die GastgeberInnen. Coole Atmosphäre, toller Empfang und Vorstellung durch die GastgeberInnen. Ich lerne die Frauen Heidi Weinhäupl und Maria Sterkl kennen. Unter ihnen auch einen Mann, Berthold Eder. 

Wir marschieren gemeinsam zum Konferenzraum. Dort nehmen wir Platz und ich bereite mich vor, meine Fragen zu stellen. Neben mir sitzen Heidi und Maria. Gegenüber von mir Berthold. Heidi fängt an, mir die Geschichte von derstandard.at/integration zu erzählen.

„Die Idee, einen Integrationskanal auf derStandard.at aufzubauen, entstand im Herbst 2006“ erinnert sich Heidi. Schon damals wollte die Kultur- und Sozialanthropologin, die schon seit mehreren Jahren bei derStandard.at tätig war, das Thema auf den Tisch bringen. „Ich habe damals bemerkt, dass wir viel über dieses Thema berichteten, aber sehr verstreut in mehreren Ressorts.“ Maria Sterkl teilt auch diese Meinung. Über Migration, Integration hat es viele Artikel gegeben und „wir wollten es zusammenbündeln, damit dieses Thema zuerst bei uns übersichtlich und strukturiert wird, aber auch für die UserInnen von derStandard.at.“

Da die Themen aus verschiedensten Ressorts kommen, ist das Team sehr groß. Jede/r JournalistIn von derStandard.at, unabhängig vom Ressort, kann für die Integrations-Seite schreiben. Auf der anderen Seite gibt es ein Koordinationsteam, das von Heidi und Maria geleitet, aber insgesamt aus 14 MitarbeiterInnen besteht. Einer davon ist Berthold, auch berühmt als „Internet-Schnüffler“. Doch die Online-RedakteurInnen sitzen nicht nur hinter den Computern und googeln, sondern sie fahren auch auf Reportagen, machen Interviews, gehen auf Pressekonferenzen. Zwei Tage vor unserm Besuch waren Team-Mitglieder im Traiskirchener Flüchtlingslager. Mit Maria hat Berthold interessante Erfahrungen in Traiskirchen gemacht: „Die Beamten dort sehen andere Gesichter, diesmal eben von derStandard.at, nicht nur von der Zeitung Der Standard. Bis jetzt waren sie immer daran gewöhnt die selbe Personen über dasselbe Thema zu sehen und mit ihr zu arbeiten. Ein Zeichen von Umdenken“ sagt er lachend. „Wir sitzen nicht nur hier und übernehmen, was die Nachrichtenagenturen über das Thema Migration und Integration berichten“, unterstreicht Maria. Aber Reportagen sind nicht genug. Diese sollten mit Bildern illustriert werden. Aber wie? Wie kann man heute Integration bildlich darstellen, ohne in Klischee fallen zu können? „Das ist keine leichte Aufgabe“ antwortet Heidi. Hier ist die eigene Kreativität des Teams gefragt.

Pro Woche wird über drei bis vier Themen intensiv berichtet. Diese Texte erscheinen unter einer von mehreren Rubriken wie Wirtschaftsintegration, Politik, Sport und Integration. Auf einem Computer vor mir zeigt uns Berthold, wie viele Tochterressorts verwaltet werden müssen. „Das sind zwanzig.“, sagt er. Dazu kommt das Forum. Das wichtigste Feedback Instrument für Online JournalistInnen – bei jedem Artikel können die UserInnen posten. Hier herrschen auch strengere Regeln. Damit dieses Thema oder auch die Artikel keine beleidigenden  sowie rassistische Wörter beinhalten, gibt es einen Filter mit ausgewählten Begriffen, die automatisch zensuriert werden sollen. „Postings mit verbotenen Begriffen werden nicht veröffentlicht“ sagt Berthold. „Leider,“ fügt er hinzu, schaffen wir es nicht, alle Postings zu kontrollieren, was für das ganze Team zukünftige Herausforderungen stellt.“  „Diese sind nicht unüberwindbar, wir werden es langsam schaffen“, gibt sich Heidi kämpferisch.

Unser Besuch geht zu Ende. Unser Gespräch berührte auch ein wichtiges Thema im Bereich Migration und Medien. Nämlich die Rekrutierung von MigrantInnen der zweiten und dritten Generation in den Redaktionen von Mainstream-Medien. Ein Thema, wofür der Verein M-MEDIA kämpft. Das ganze Team hier vertritt die Meinung: Um über Migranten umfassend  berichten zu können, braucht es JournalistInnen mit migrantischem Hintergrund. Das wäre eine Bereicherung, für die Buntheit Österreichs und die Möglichkeiten, diese realistisch darzustellen. Weil, wie Heidi bemerkt: „Migration hat kein Schwarz-Weiss Bild; und auf jeden Fall ist es verzerrend und diskriminierend, MigrantInnen in der Berichterstattung nur im Bereich Kriminalität zu betrachten“. Wir verabschieden uns und werden wieder kommen; um über den weiteren Fortgang dieser Herausforderung zu berichten.

Zuers erschienen auf AFRIKANET.INFO


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