Muslime als Zielscheibe in Onlineforen

14.06.2011 | 20:35 | Clara Akinyosoye

Gerade in anonymen Internetforen werden immer wieder Kommentare mit rassistischen Inhalten gepostet. Filter der Betreiberseiten können das Problem nur bedingt lösen. Rechtliche Handhaben dagegen gibt es kaum.

Wien. „100 Tage fasten – aber Tag und Nacht. Islamistenproblem gelöst!“ So lautete ein Forum-Eintrag zu einem in der „Presse“ erschienen Text über österreichische Muslime im Fastenmonat Ramadan. Ein Einzelfall?

Ein Blick in die Foren von Onlinemedien zeigt, dass Einträge wie dieser eher die Regel als die Ausnahme sind. Vor allem, wenn es sich um Berichte rund um Migration und Integration handelt. Das bestätigt auch Barbara Liegl, Geschäftsführerin von Zara, der Beratungsstelle in Sachen Anti-Rassismus. Rassistische Kommentare würden sich sehr oft gegen Muslime richten. Doch auch auf schwarze Menschen und Juden wird in der Anonymität des Internets scharf geschossen.

In einem jährlichen Bericht dokumentiert Zara alle Fälle von Rassismus, die an die Organisation herangetragen werden. Als der Zara-Report im März präsentiert wurde, gab es in verschiedenen Medien Berichte darüber. Schon die Postings zu diesen Artikeln, meint Liegl, beweisen, dass im Internet rassistische Beleidigungen keine Seltenheit sind. Besonders Türken und Frauen mit Kopftuch sind hier die Leidtragenden.

Kaum Untersuchungen

Diese Erfahrung hat auch Niku Dorostkar, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sprachwissenschaft, gemacht. Im Rahmen des Sparkling-Science-Projekts „migration.macht.schule“ untersuchte er mit einer Gruppe von Wissenschaftlern und einigen Schulklassen im vergangenen Schuljahr das Onlineforum von „derstandard.at“ auf rassistischen Sprachgebrauch. Während Rassismus in den Medien mittlerweile ein vielfach erforschtes Gebiet sei, gebe es kaum wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema Rassismus in Onlineforen, so Dorostkar. Im Zuge der Diskursanalyse zeigte sich auch hier, dass „vor allem Türken und Moslems“ angegriffen werden. Auch in Onlineforen würden sich rassistische Argumentationen am Topos „gute und böse Ausländer“ orientieren, meint Dorostkar. Iranern werde etwa im Gegensatz zu türkischen Migranten zumeist ein höheres Maß an sogenannter „Integrationswilligkeit“ attestiert.

Dorostkar war von der Vielzahl der „implizit und explizit rassistischen Postings“ überrascht. Obwohl Onlinemedien meist einen Filter haben würden, der gewährleisten soll, dass unerwünschte Inhalte nicht veröffentlicht werden, stünden rassistische Kommentare im Anschluss an einen Bericht über Migranten an der Tagesordnung. Viele diskriminierende Postings würden von dem Filter gar nicht erfasst und in weiterer Folge auch von Mitarbeitern nicht entfernt.

Die Vielzahl an Postings macht eine regelmäßige Beobachtung durch Redaktionsmitarbeiter schwierig. Eine baldige Lösung dafür scheint nicht in Sicht. Man solle im Zweifelsfall bei Artikeln, bei denen mit rassistischen und verhetzenden Postings zu rechnen sei, gar keine Kommentare zulassen, meint Barbara Liegl.

Eine Handhabe haben Betroffene gegen Medien, deren Forum Mittelpunkt von rassistischen Beleidigungen geworden ist, kaum. Während der deutsche Presserat für alle Onlinemedien und den dazugehörigen moderierten Foren zuständig ist, sieht die Situation in Österreich noch anders aus.

Presserat nicht zuständig

Der erst kürzlich neu gegründete Presserat ist für Onlinemedien nur dann zuständig, „wenn es auch ein gedrucktes Hauptmedium gibt“, sagt Alexander Warzilek, Geschäftsführer des Österreichischen Presserats. Doch auch dann ist dieser nur für die Berichte, nicht aber für die Forum-Einträge zuständig. Warzilek könne sich aber durchaus vorstellen, dass das Modell aus Deutschland adaptiert wird, wenn dies im Senat auf Zustimmung stoße.

(Clara AKINYOSOYE, „Die Presse“, Print-Ausgabe, 15.06.2011)

 


ein Kommentar

  • Bwana

    Ja, Wahnsinn. Mir kommen die Tränen weil die Musels so arm sind und von uns urarg unterdrückt werden. Aber Österreicher-, Deutschen- oder Christenbashing ist natürlich voll ok, gell? Schon klar. Mich wundert, dass Ihr zwischen Djihad und Ehrenmorden noch Zeit für so unsinnige "Studien" findet. Heute schon eine Kirche angezündet? Geschrieben um 14. Juni 2011 um 23:04 Uhr Antworten

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