Harald Vilimskys Furcht vor „kulturfernen Migranten“

22.09.2011 | 22:13 | Clara Akinyosoye

In einem Presse-Interview rüstet FPÖ Generalsekretär Harald Vilimsky sprachlich auf. „Kulturferne“ Migranten, wie „Schwarzafrikaner“, Araber und Türken sollen nicht ins Land schwappen. Für Empörung sorgen solche Sager nicht.

Nachdem die FPÖ in letzter Zeit nur durch korrupte Politiker glänzen konnte (das wird von Wählern nicht goutiert), wurde es allerhöchste Zeit, dass sich die Freiheitlichen wieder auf ihr zweites Standbein konzentrieren: die Migrantenhetze (sie wird von Wählen goutiert). Also rüstet die FPÖ in Gestalt von Generalsekretär Harald Vilimsky sprachlich ein wenig auf. In einem Streitgespräch mit Sebastian Kurz in der gestrigen „Presse“ spricht der FPÖ Politiker – wie üblich in menschenunwürdiger Manier – über Migranten aus Afrika, der Türkei und arabischen Ländern.

Die Aussagen von Vilimsky sind auf so vielen Ebenen falsch, unehrlich und empörend, dass es schwer fällt für ein wenig Klarheit zu sorgen. Der FPÖ Politiker hat in dem Interview die Hetze gegen Menschen mit muslimischen Glauben wieder einmal auf die Spitze getrieben. Doch der Versuch das ultimative Feindbild zu schaffen, vor dessen Bedrohung Österreich steht ist lächerlich: er warnt vor der Zuwanderung von „schwarzafrikanischen“ Migranten, „für die der Koran vor allem gilt“.

Auf diesen Versuch muss nur insofern kurz eingegangen werden, als er das mangelnde Wissen des Politikers aufzeigen soll. Fakt ist, dass es rund 1500 Menschen aus Sub-Sahara Afrika gibt, die einen muslimischen Glauben haben. Der Großteil der afrikanischen Migranten in Österreich ist dem Christentum zugehörig. Das sei dem Politiker als Information auf den Weg gegeben.

Wie auch immer: das Schreckensszenario, das sich aus der Zuwanderung von schwarzen Muslimen ergeben würde, offenbart sich wohl ohnehin nur jenen, die der Islamophobie und dem Anti-Schwarze-Rassismus anheimgefallen sind.

Vilimsky sagt: „Es sind auch vor allem kulturferne Nationen aus dem islamischen Raum: Türken, Araber, Schwarzafrikaner. Da findet ein Verdrängungswettbewerb statt. Ich will nicht, dass noch mehr Kulturfernes ins Land hereinschwappt.“ Diese Migranten sind für ihn nicht bloß der „österreichischen Kultur“ fern, sie sind mehr oder weniger jeglicher Kultur fern. Eine Aussage, die an Rassismus kaum noch zu überbieten ist. Er wolle außerdem nicht, „dass bei uns Türke neben Araber neben Schwarzafrikaner ein Lokal nach dem anderen eröffnet.“ Aber wehe jedem Migranten der Sozialleistungen in Anspruch nimmt. „Unser Geld für unsere Leut“, hieß es auf den Wahlplakaten. Jeder weiß, dass die FPÖ sogenannten Sozialschmarotzern nichts abgewinnen kann. Und das ist es, was arbeitslose Migranten für die Freiheitlichen darstellen. Wer länger arbeitslos ist, meint Vilimsky soll das Land verlassen müssen. Was kann man den Worten von Vilimsky nun entnehmen? Wer Migrant ist und Unternehmer, der ist in Österreich nicht willkommen, wer Migrant ist und arbeitslos, muss laut FPÖ aber auch das Weite suchen. Vilimsky lässt keine Zweifel daran, dass er keine Migranten in Österreich haben will. Weder jene, die man als sozial Schwache einstufen würde, noch jene die den Aufstieg bereits geschafft haben. Angesichts dieser Tatsache sind die unaufhörlichen Forderungen nach Integration eine Verhöhnung – gerade für jene, die sich tatsächlich bemühen diesen nachzukommen.

Die FPÖ hat die Hetze perfektioniert, Rassismus salonfähig gemacht. Aussagen wie die des FPÖ Generalsekretärs sorgen nicht für Wirbel. Vilimskys Worte sorgen nicht für öffentliche Diskussionen über Rassismus, Intoleranz und verlogene Integrationsdebatten, die auf Forderungen beruhen, deren Erfüllung gar nicht gewünscht ist. Weshalb? Anders als bei den Aussagen die Finanzministerin Maria Fekter kürzlich von sich gegeben hat, sind Ansichten wie sie Vilimsky gemacht hat längst zu akzeptierten Botschaften innerhalb unserer Gesellschaft geworden. Schade nur, dass sich die Parteien der sogenannten Mitte nicht schützend vor die Migranten stellen. Das wäre ein wichtiger Schritt, mutiger als den FPÖ Politikern die Worte aus dem Mund zu stehlen. Doch am Ende ist offensichtlich nur die Frage wichtig, ob man mit Rassismus und Populismus nicht mehr Wahlen gewinnen kann, als mit dem Appell zu mehr Toleranz. Wie Migranten sich in so einer Gesellschaft wohl fühlen mögen, die Frage stellt keiner. Und die Antwort? Die interessiert nicht.


ein Kommentar

  • GS

    Kann nur zustimmen! Habe den "Dialog" in der Presse ebenfalls mit Entsetzen verfolgt... "kulturferne Nationen" - wäre diese Aussage nicht zum Heulen müsste man ja eigentlich lachen... haarsträubend ist aber vor allem, dass nicht nur die FPÖ realitätsfern und offensichtlich gemeingefährlich beschränkt ist, sondern dass der Artikel von ebensolchen Menschen in teils noch ärgerer Manier kommentiert wird. Ja, die FPÖ findet Anklang und ja, die in der Mitte angesiedelten Parteien stellen sich nicht dazwischen und nochmal ja, in Österreich geht es leider durch. Wahlerfolge sind natürlich zentral - die Damen und Herren der Parteien brauchen schließlich Geld und vor allem Macht. Neid, Verdrängung und Egoismus stehen am Programm und viele brave WählerInnen schwimmen mit... ja, es ist zum Kotzen! Vlt. möchten reichweitenstarke Majoritätsmedien sich dem Problem bei Gelegenheit auch umfassender widmen? Was die ÖsterreicherInnen brauchen ist aus meiner Sicht Bewusstseinsbildung, keine Gehirnwäsche... Geschrieben um 24. September 2011 um 15:05 Uhr Antworten

Kommentieren Sie den Artikel





Weitere Artikel von Clara Akinyosoye