Rehabilitationskur für die „Integration“: Die Zukunft gemeinsam gestalten

06.06.2013 | 8:26 | simon INOU

Fragen Sie MigrantInnen, was sie von der Effektivität des Integrationsprogramms in Österreich halten. Viele werden mit einer Gegenfrage antworten: Was ist Integration? Ich habe davon gehört, aber Österreich will uns dirigieren. Oder: Österreichische Institutionen, die sich um dieses Thema kümmern, beschränken sich auf die kulturelle Ebene, und außerdem beschäftigen diese Institutionen nur klassische ÖsterreicherInnen in Entscheidungspositionen.

Von den Migranten selbst hört man also nicht viel zum Thema Integration. Enttäuscht vom politischen Diskurs und von den Politikern selbst, frustriert, weil Ihre Stimme nicht gehört und schon gar nicht verstanden wird, sehen viele MigrantInnen bis jetzt nicht, wo und wie angeblich existierende Integrationsprogramme in der Praxis realisiert werden. Für viele ist dieser Begriff missbraucht worden und bedarf eine Rehabilitationskur.

Jahrelang hat man den Begriff nur auf einige Institutionen, die sich um MigrantInnen kümmern sollen, beschränkt. Viele von uns sind sich einig: Integration gehört abgeschafft. Dieses Wort ist synonym für Assimilation und Anpassung. Der politische Druck von Rechtsextremistischen Parteien beeinflussen radikal den sogenannten Integrationskurs. Im National Aktionsplan Integration heisst es „der Erhalt der österreichischen Staatsbürgerschaft den Endpunkt eines umfassenden Integrationsprozesses darstellt.“. Wirklich? Anna Netrebko spricht kein Deutsch und ist mit der Staatsbürgerschaft am Anfang des Integrationsprozesses. Was oft im Bereich Integration vergessen wird ist die Frage: Wie aufnahmefähig und wie offen ist die Aufnahme Gesellschaft in der wir leben? Rassismusbekämpfung ist das Fundament einer erfolgreichen Integration. Dieses Thema wird im Österreichischen Nationalen Aktionsplan Integration sehr oberflächig thematisiert.

Politische Parteien, Kirchen, NGOs, Kirchen sind Institutionen mit sehr breitem Spektrum. Die sind auch wichtige Bestandteile des Integrationsprozesses. Vorwiegend Politische Parteien, können dazu beitragen MigrantInnen als weniger bedrohlich zu sehen. Burka hier, Kopftuch da,  sind nur die Spitze der beängstigenden Angst,die verbreitet wird um alle dumm zu verkaufen.

MigrantInnen sollten Chancen bekommen, sich in alle Bereiche der Gesellschaft wohl zu fühlen. In vielen österreichischen Firmen ist es nicht der Fall. Wie zum Beispiel in Firmen, wo MigrantInnen nicht einmal Betriebsräte werden können. Warum sehen wir kaum MigrantInnen nicht am Schalter bei Banken oder bei der Post arbeiten? Wenn wir MigrantInnen nur im Keller, in der Küche oder im Lager arbeiten, versäumt die österreichische Bevölkerung eine wichtige Chance: Den alltäglichen, normalen, unbelasteten Kontakt mit Menschen, die aufgrund ihres Aussehen sehr oft nur aus diesem Grund abgelehnt werden. Das die österreichische Wirtschaft einen mutigen Schritt setzt um Mehr Diversität in der Gesellschaft zu fordern lass uns hoffen, dass die Politik irgendwann folgen wird.

Österreich braucht nicht nur Gesetze und Institutionen, die Personen anderer Herkunft, Sprache, Hautfarbe oder Religion vor Diskriminierung bei Einstellung, Beförderung und Wohnungsvergabe schützen. Gesetzte müssen auch vollzogen werden. Was im Bereich Antidiskriminierung noch nicht der Fall in Österreich ist. Ob wir es wollen oder nicht, haben ÖsterreicherInnen mit MigrantInnen vielleicht nicht dieselbe Vergangenheit, aber auf jeden Fall dieselbe Zukunft. Daran müssen wir gemeinsam arbeiten.

 

 


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