Skandal: Österreich und Kronen Zeitung wollen das Aus von OKTO TV

26.03.2017 | 21:33 | simon INOU

In den Jahren 2010 und 2014 haben sich die Wiener Grünen für eine Reduzierung der Inseratpraktiken der Stadt Wien ausgesprochen. David Ellensohn sagte damals in einem Interview mit NZZ.at: „Für die SPÖ gibt es drei Währungen in der Stadt: Krone, Österreich und Heute. Wenn dort schlecht über sie geschrieben wird, wird die SPÖ zerstört, davon sind sie überzeugt. Würden die Grünen alleine regieren, sähe das anders aus. Inserate müssten inhaltlichen Kriterien entsprechen, Medienunternehmen könnten je nach Größe und Mitarbeiterprogrammen gefördert werden. “

Seit mehreren Tagen wird das Community Fernsehen OKTO von boulevard Medien (Kronen Zeitung, 26.3.2017 auf S.26 (siehe Bild unten) und Österreich massiv attackiert.

KronenZeitung26März2017

Argumentationslinien der Boulevardmedien:

  • Die 1. Argumentationslinie lautet: Es gibt zu viele Türken/Muslime/Ausländer/Schwule (was nicht gesagt wird: steuerzahler_innen) und andere, die selbst zu Wort kommen und ermächtigend über sich berichten. Ein großes Problem für Boulevard Medien ist die Selbstrepräsentation von „Minderheiten“ in der medialen Diskursgestaltung.  Weil sie die Hetze des Boulevards, durch ihre Berichterstattung in Frage stellen. Und das ist gut so. Diese „Minderheit“ ist auch Teil der Wiener Bevölkerung, die OKTO repräsentiert. Alle sollten die Möglichkeit haben sich medial darzustellen. Das ist Demokratie.
  • Die 2. Argumentationsline lautet: Es gibt zu wenig Zuschauer_innen. Genauer geschrieben kursiert die Zahlen 450 Zuschauer pro Tag. Diese Zahl ist erfunden. Warum: Weil es für Okto als partizipatives Bürgermedium keine Quotenmessung gibt. Das ist die „DNA“ von partizipativen Medien in ganz Europa. OKTO ist nicht auf Gewinn gerichtet und es ist die Rolle der Stadt, dieses gesellschaftspolitische Projekt zu unterstützen.

OKTO ist die beste mediale Idee, die Wien in den letzten 12 Jahren als Projekt eingeführt hat: Menschen haben die Möglichkeit, ohne jeglichen Quotendruck zu lernen, TV Medienproduktionen zu gestalten, zu experimentieren und dabei qualitative Produktionen auf Sendung zu bringen. Auch lernen sie, medienkompetent zu agieren. Sie lernen u.a. Medienrecht und wissen, dass bespielsweise Hetze gegen wen auch immer nicht akzeptabel ist. Sie können ihre Ideen umsetzen und bewirken dabei, dass unsere Gesellschaft nicht immer in schwarz/weiß Schemata betrachtet wird, sondern vielgestaltig und reich an Ideen,an Menschen, die diese ausmachen.

In Zeiten von „Hate Speech“ (die manchmal auch in Boulevard Medien zu finden sind) sind Initiativen wie OKTO eine Oase, in der genau das Gegenteil gelernt, gelehrt und realisiert werden kann.

Es gibt viele Sendungen auf OKTO, die sich kritisch mit unserer Gesellschaft auseinandersetzen und eine hochqualitative Orientierung anbieten wie z.B. das Medienquartett, das einzige medienkritische Format in Österreich.

OKTO als Medium bildet unsere Gesellschaft ab, wie sie ist, allerdings jenseits von hetzenden Parolen, Rassismen, Sexismen, Homophobie etc… Diesen Sender zu UNTERSTÜTZEN gebietet ein demokratisches Grundveständnis von Gesellschaft und Politik..

Das Geld zur Unterstützung von OKTO – anscheinend wird am 29.3.2017 darüber im Wiener Gemeinderat entschieden – sollte nicht für mediale Konzerne ausgegeben werden, die schon über großes Kapital verfügen und wenig vielfältig sind (Diversity).

In Zeiten wo „Hate Speeches“ und Intoleranz zum medialen Alltag gehören, ist es eine not-wenige Priorität und demokratiepolitische Verpflichtung, Geld in eine demokratische, vielfältige Medienbildung für die Wiener Bevölkerung zu investieren.

Medial betrachtet braucht Wien mehr OKTO und weniger Boulevard.


2 Kommentare

  • Elke Calaitzis

    OCTO muß uns erhalten bleiben. Der Sender gehört zu Wien und ist eines der ganz großen Positiva dieser Stadt. Geschrieben um 27. März 2017 um 19:22 Uhr Antworten
    • Elke Calaitzis

      OKTO muß uns erhalten bleiben. Der Sender gehört zu Wien und ist eines der ganz großen Positiva dieser Stadt. Geschrieben um 27. März 2017 um 19:26 Uhr

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