Sternsinger: Schwarzes Gesicht, weisse Hände

06.01.2012 | 11:00 | simon INOU

Jedes Jahr wird in der römisch-katholischen Kirche der Dreikönigstag gefeiert. Und immer wieder sehen wir an diesem Tag weisse Kinder mit schwarz bemalten Gesichtern die Rolle spielen, die eigentlich Schwarze Kinder spielen sollten. Als ob es in der römisch-katholischen Kirche in Österreich kein schwarzes Kind gäbe. In Österreich bewirken 85.000 Sternsingerinnen und Sternsinger der Katholischen Jungschar etwas Positives für die Welt. Laut Informationen der österreichischen Dreikönigsaktion werden mit der von StersingerInnen gesammelten Spenden das Leben von einer Million Menschen in den sogenannten „Armen Ländern“ verbessert. Aber warum werden nur weisse Kinder mit schwarz bzw. rot oder gelb bemalten Gesichtern in die Medien gezerrt?

Wien. Alljährlich gehen am 6. Jänner, dem Tag der Heiligen Drei Könige, tausende Kinder in Österreich als Caspar, Melchior und Balthasar von Tür zu Tür, verkünden die Geburt Christi, wünschen Glück und Segen für das neue Jahr und sammeln Spenden für bedürftige Menschen, auch für den Süden dieser Erde. Dieser Tag könnte ein Zeichen für Respekt, Akzeptanz, und Inklusion werden. Die kleinen Könige – verkleidet, wie wir uns heute die drei Heiligen vorstellen – wünschen nicht nur Frieden, sondern singen auch als Botschafter der Nächstenliebe für sogenannte „Arme Menschen in der Dritten Welt“.

In unseren Häusern sind sie immer willkommen. Auf unsere Türen schreiben sie mit geweihter Kreide „20 C+M+B 11“. Es bedeutet auf lateinisch „Christus Mansionem Benedicat“ („Christus segne dieses Haus“). Nur selten kommt es vor, dass jemand gar nichts geben möchte. Das Geld, das gesammelt wird, unterstützt auch Menschen in den Ländern des Südens. Einige Projekte werden gefördert, Leben werden gerettet, Hoffnung wird gegeben. Durch diese Projekte lernen diejenigen, die im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit engagiert sind und die aus Österreich kommen, andere Gesichter,andere Kulturen und andere Menschen kennen. Das macht Freude. Die Welt globalisiert sich…

Doch langsam…..

Doch langsam: Es ist leicht zu sehen, dass der Heilige Caspar hierzulande ein „schwarzes“ Gesicht und „weiße“ Hände hat, um die Rolle eines „Schwarzen“ zu spielen. So wie in manchen amerikanischen Filmen weiße Schauspieler mit Schuhcreme im Gesicht Schwarze mimten. Heute würde letzteres als politisch unkorrekt bezeichnet werden.

Die Sternsinger als Symbol gegen Rassismus und Ausgrenzung

Vor vielen Jahrhunderten versinnbildlichten die drei Könige die drei damals bekannten Kontinente Europa, Asien und Afrika. Wäre es nicht empfehlenswert, wenn unsere Sternsinger heute auch als Zeichen der Inklusion und Partizipation gelten würden? Oder werden weisse die Rolle der Schwarzen immer wieder spielen und dadurch die Vorurteile bekräftigen? Vielleicht könnten afrikanische Kinder das schwarz angemalte Gesicht in der Gruppe ersetzen. Vielleicht wird auch ein Kind aus Asien Balthasar sein. Wir sollten nicht nur von der Globalisierung sprechen, sondern die eine Welt in ihrer Vielfalt praktizieren – für eine Welt der aktiven Solidarität.


ein Kommentar

  • Spitzhaldenkultur

    Mit Verlaub: Sich das Gesicht zu schwärzen ist nicht "politisch unkorrekt", sondern rassistisch. Das Kind darf beim Namen genannt werden. Die diskriminierende Darstellung aus U.S.-amerikanischen und europäischen Medien nennt sich Blackface und ist in ihren Nebenformen Yellowface, Redface und Brownface ebenso respektlos und diskriminierend. Während es sicher lobenswert ist, diversere Aufführungen voranzutreiben, sollte sich gefragt werden, ob der Umstand, dass Caspar schwarz war nur seine Rolle vom weißen Standard löst. Denken Sie wirklich, dass die anderen Könige - aus dem "mittleren Osten" weiß waren? Geschrieben um 12. November 2016 um 19:23 Uhr Antworten

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