Unter dem Ehrenschutz von…

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22.03.2008 | 9:33 | simon INOU

Es ist eine lange Tradition für Institutionen, Firmen, Kulturbetriebe sowie NGOs, dass sie für ihre Veranstaltungen als Schirmherrn einen hochrangigen Politiker oder eine bekannte Person des öffentlichen Lebens einladen.

Der Ehrenschutz ist eine Art moralischer Unterstützung von Seiten des Politikers für die betroffenen Vereinen oder NGOs. Mit dem Ehrenschutz ist die unterstützende Persönlichkeit im Anklang mit den Prinzipien sowie den Zielsetzungen der eingeladenen Institution. Es ist beispielsweise auch eine Art Anerkennung der integrativen Leistung der Vereine von MigrantInnen als Bestandteil österreichischer Realitäten.

Seit Jahren herrscht diese Tradition in den Vereinen von MigrantInnen. Eine interessante Bemerkung: Viele dieser Vereine klagen oft über die nicht-Präsenz der oft eingeladenen hochrangigen Gäste sowie politische Ehrenschutzgeber. Das Gegenteil findet in nicht-MigrantInnen Vereinen statt. Oft  kommen die eingeladenen „hochrangigen“ Politiker oder senden wenigstens ihre Repräsentanten.

Ich habe erlebt, dass sich Veranstalter aus MigrantInnenvereinen viel Mühe gegeben haben, sich den Kopf zerbrochen haben wenn sie um den Ehrenschutz für ihre Veranstaltung bitten möchten. Sehr oft ist die Enttäuschung groß. Die Ehrenschützende Person kommt nicht nur nicht, entsendet selten Repräsentanten und entschuldigt sich bei diesen auch nicht. Wäre sie gekommen, hätte sie ein wichtiges Signal auch für die heimische Bevölkerung gegeben: „Wir nehmen MigrantInnen, die seit 50 Jahren in Österreich  leben, wahr“ und sind sehr zufrieden über die Leistungen dieser in unserem Land, das für manche ihr Land geworden ist“. Das sind nur Vermutungen darüber, welche Signale vielleicht in Teilen der Gesellschaft gesetzt werden könnten.

Wenn die Spitzenpolitiker nicht mit einem öffentlich vernehmbaren Paradigmenwechsel in der Betrachtung der  MigrantInnen beginnen, wird es unmöglich sein, diese Menschen in Österreich wahrzunehmen. So lange politische Köpfe dieses Landes sich „fürchten“, sich mit MigrantInnen in der Öffentlichkeit  zu präsentieren, wird es nicht gelingen, die Akzeptanz dieser Menschen in Österreich nachhaltig zu verbessern. MigrantInnen sollen nicht nur auf der Ebene der Stadtpolitik bleiben. Im Kontext des Wahlkampfes wäre es Zeit, die MigrantInnen anders darzustellen.

Wenn nicht, wäre es vielleicht besser, dass die MigrantInnen andere Ehrenschutz gebende Persönlichkeiten für ihre Veranstaltungen finden. Und zwar solche, die bereit wären auch zu kommen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu geben.

Nicht nur in Zeiten von Wahlkämpfen. MigrantInnen könnten auch innerhalb ihrer eigenen Reihen Ehrenschutz gebende Personen suchen, die zum Beispiel  Integrative Erfahrungen haben. Weil Ehrenschutz auch Selbstwertgefühl bedeuten kann…..

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Erschienen auf afrikanet.info am 19. März 2006


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