Politikerinnen als Mentorinnen

24.09.2008 | 21:39 | Aysun Bayizitlioglu

Das Projekt MIMPOL bringt Migrantinnen mit der Politik in Berührung.

Die Teilnahme von Migranten am politischen Leben in Österreich ist eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration und garantiert, dass ihre Anliegen auch entsprechend repräsentiert werden. Deshalb hat der Verein AFRA, eine Non-Profit Selbst-Organisation von schwarzen Frauen mit Sitz in Wien, das Projekt „MIMPOL – Migrantinnen machen Politik“ gestartet.

„Die Besonderheit an MIMPOL ist, dass es von Migrantinnen für Migrantinnen konzipiert wurde“, sagt Projektleiterin Mirjam Pölzl. Dabei beraten Politikerinnen als Mentorinnen über politische Mitspracherechte und informieren über die Programme der Parteien. Mentees sind lernwillige und Migrantinnen mit Lust auf politische Mitgestaltung. MIMPOL soll auch Unterstützung für die persönliche und politische Weiterbildung bieten und dadurch die Entdeckung neuer Berufs- und Karriereperspektiven ermöglichen.

Ein Mentorin ist Sirvan Ekici, Landtagsabgeordnete der Wiener ÖVP. „Ich war selbst einmal eine Mentee und freue mich, dass ich jetzt als Mentorin Migrantinnen unterstützen kann“, meint sie. Ihre Mentee Moluksadat Homayouni arbeitet als Psychologin und Trainerin im iranischen Verein SAFRAN. „Ich gebe ihr gerne Einblick in meine Arbeit und versuche auch, ihr Politikalltag zu zeigen.“

Auch Tanja Wehsely, Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete der SPÖ Wien, unterstützt als Mentorin das Projekt. „Ich komme aus der Jugend- und Sozialarbeit. Deshalb ist es mir wichtig, Jugendlichen Politik zu erklären und ihr Interesse daran zu erwecken.“

Özgür Yildirim arbeitet im arbeitsmarktpolitischen Bereich für türkische Migrantinnen und ist vom Projekt begeistert: „Allein der Titel ,Migrantinnen machen Politik‘ hat mich beeindruckt und war ausschlaggebend, mir mehr Informationen zu holen.“ Sie ist mit ihrer Mentorin Waltraud Antonov (Grüne) sehr zufrieden: „Sie verschafft mir Einblicke in die Politik, indem ich bei Debatten und Veranstaltungen dabei sein kann.“

Zu wenig Zeit für Mentees

Doch nicht alle Mentees sind so zufrieden: Melek Es berät Migrantinnen bei der MA 25 bei Wohnungsproblemen und meint: „Ich persönlich will zwar nicht in die Politik. Aber mich würde interessieren, welche Möglichkeiten meine Landsleute haben, in die Politik einzusteigen. Darüber habe ich sehr wenig erfahren. Ich hätte auch erwartet, mehr zu erfahren, was für mich und auch meine Arbeit interessant ist.“

Manche Mentees kritisieren auch, dass ihre Mentorinnen sich nicht genug Zeit für persönliche Diskussionen genommen haben. Auch Özgür Yildirim stimmt dem zu. „Wir haben in der ersten Staffel nur einen kurzen Überblick über die Parteien gewonnen.“ Sie wünscht sich eine zweite Staffel von MIMPOL, „damit die Mentees Zeit haben, mehr gemütliche Gespräche mit ihren Mentorinnen unter vier Augen zu führen.“

Beatrice Achaleke, Verantwortliche für MIMPOL, findet es schade, „dass sich im Sommer die Mentorinnen wegen des Wahlkampfes zurückgezogen haben, obwohl das eine gute Gelegenheit gewesen wäre, den Mentees Politik in der Praxis zu zeigen und sie hinter die Kulissen blicken zu lassen“.

Am 10. Oktober findet die Abschlusspräsentation der ersten Staffel von MIMPOL statt. „Bei der nächsten Staffel sollen auch Männer mit Migrationshintergrund dabei sein“, erklärt Achaleke, „und wir möchten MIMPOL auch in den Bundesländern anbieten.“

Einen ganz konkreten Nutzen hat bereits Paulette Deugoue aus dem Projekt gezogen. Dank Unterstützung ihrer Mentorin Beate Reisinger (VP) hat die Modeschülerin nach zweijähriger Suche endlich einen Praktikumsplatz in einem bekannten Modeunternehmen bekommen.

( AYSUN BAYIZITLIOGLU, Die Presse, 24 September 2008)


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