Polizei: „Migranten waren nie ausgeschlossen“

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16.07.2008 | 23:28 | Duygu Özkan

Politiker beurteilen den Vorstoß der Wiener Polizei, um Migranten zu werben, durchwegs positiv.

WIEN.Was in Wien als neuer Trend dargestellt wird, ist anderswo lange geübte Praxis. So sind etwa bei der Londoner Metropolitan Police Schwarze in Uniform längst nicht mehr aufsehenerregend. Londons Polizeischüler erfahren schon im Unterricht von der Diversität in der britischen Hauptstadt und werden mit den unterschiedlichen Gewohnheiten der einzelnen Ethnien vertraut gemacht. Die Ausbildung in Wien sieht eine derartige Schwerpunktsetzung nicht vor, wohl aber findet eine Sensibilisierung gegenüber Minderheiten statt.

Oberstleutnant Manuela Türk, stellvertretende Leiterin des Bildungszentrums der Exekutive, will den Vorwurf, der Sicherheitsapparat öffne sich zu spät für Migranten, nicht unkommentiert stehen lassen: „Migranten waren von der Polizei nie ausgeschlossen. Den Zugang gab es jederzeit, nur wurde vor kurzem verstärkt das Angebot aufgezeigt.“

Alev Korun, Integrationssprecherin der Grünen Wien, dagegen meint, dass diese Kampagne zu spät gestartet worden sei. Sie sieht darin erst einen Startschuss, sagt aber auch: „Für Österreich ist diese Aktion sehr innovativ, deswegen würde ich sie als Best Practice bezeichnen.“ Allerdings gebe es anderswo mehr Möglichkeiten, als Migrant bei der Polizei anzuheuern: „In Deutschland oder Großbritannien müssen angehende Polizisten nicht wie in Österreich die jeweilige Staatsbürgerschaft besitzen.“ In den beiden Staaten können sich auch EU-Bürger bzw. Angehörige des „Commonwealth of Nations“ bewerben.

„Minderheiten sichtbar machen“

Korun befürchtet allerdings, dass Polizisten mit migrantischem Hintergrund vermehrt auf Rassismus stoßen werden: „Obwohl während der Ausbildung dieses Thema angesprochen wird, ist es zu wenig, bei eintretenden Fällen Beratung für Betroffene anzubieten. Wichtig ist das Aufbrechen von Strukturen im Polizeiapparat, die diskriminierend werden können. Diskriminierung und Rassismus innerhalb der Polizei muss verhindert werden.“

Dem widerspricht Elisabeth Hlavac, SP-Integrationssprecherin im Parlament. Sie glaubt, dass sich der Draht zur Bevölkerung verbessere, „wenn sprachliche und kulturelle Hürden durch Migranten als Polizisten überwunden werden können“. Ein schwarzer Polizist, so Hlavac, falle zwar auf, aber „Minderheiten müssen auch sichtbar gemacht werden.“ Rassistische Angriffe auf diese Beamten werde es nicht geben, glaubt Hlavac.

Staatssekretärin Christine Marek, Integrationsbeauftragte der ÖVP, betont, dass rassistische Angriffe auf schwarze Polizisten ein „Armutszeugnis“ für Österreich wären. „Möglicherweise wird es Verwunderung geben, wenn ein schwarzer Polizist eine Verkehrskontrolle macht.“ Aber: „Berührungsängste können nur durch alltägliche Situationen abgebaut werden.“

(DUYGU ÖZKAN, „Die Presse“, Print-Ausgabe, 16.07.2008)


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