Tannenbaum für Asylwerber

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24.12.2008 | 13:28 | Clara Akinyosoye

Wie Flüchtlingsfamilien bangen und hoffen.

Auch wenn heute Weihnachten ist: Viel haben Tigran Danielyan und seine Familie nicht zu feiern. Seit sieben Jahren leben sie nun schon in Österreich. Seit sieben Jahren bangen sie um ihre Existenz. Weil sie nicht wissen, ob sie in Österreich bleiben dürfen oder ob sie gehen müssen. Tigran Danielyan und seine Frau sind Asylwerber. Er ist Armenier, seine Frau Aserbaidschanerin. Gemeinsam haben sie drei Kinder, deren Heimat Österreich bleiben soll. Das Ehepaar musste aus religiösen Gründen aus Armenien flüchten. Tigran Danielyan ist Christ, seine Frau eine Muslimin.

Doch auch im Hause Danielyan geht es am 24. Dezember nicht so zu wie immer. Es gibt einen Tannenbaum und wahrscheinlich sogar Geschenke. Die Tanne selbst ist ein Präsent von Ute Bock, die sich seit Jahren um diese und andere Flüchtlingsfamilien in Wien kümmert. Am 22. Dezember veranstaltete sie wieder ihr jährliches Weihnachtsfest für Freunde und Klienten – heuer auf dem Badeschiff am Donaukanal.

Am Heiligen Abend selbst wird im kleineren Rahmen gefeiert. „Für unsere Kinder wird es natürlich eine Weihnachtsfeier geben“, erklärt Tigran Danielyan. Denn sie sollen es schön und lustig haben, auch wenn es ihm selbst schwer fällt, Freude und Hoffnung zu bewahren.

Zittern vor Abschiebung

Das ist nicht einfach, weil das Ehepaar nicht weiß, was morgen kommt und nach sieben Jahren in Österreich immer noch vor der Möglichkeit eines negativen Bescheids und damit vor einer drohenden Abschiebung zittern muss. Weihnachten zu feiern ist „in einer solchen Situation sehr schlecht“, so der Vater. Seine Lage und die anderer Asylwerber stimmen ihn nachdenklich. „Es ist schlimmer als im Gefängnis“, sinniert er. Denn dort, so meint der Flüchtling, gäbe es wenigstens Gewissheit, wann das Leiden ein Ende hätte.

(CLARA AKINYOSOYE, „Die Presse“, Print-Ausgabe, 24.12.2008)


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