Was bedeuten die Wien-Wahlen für die ukrainische Community

09.10.2015 | 18:49 | Iuliana Matusova

WienerInnen wählen. Was sagen die aktivsten Stimmen der ukrainischen Community.

Wien– Am Sonntag finden die Wiener Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen 2015 statt. Zwei Tagen davor ist die Spannung groß, besonders für MigrantInnen. Zum ersten Mal könnte es sein, dass die rechtsextreme Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) sehr stark wächst. Was würde es für die ukrainische Community in Wien bedeuten? Juliana Matusova hat sich umgehört.

In Österreich leben laut Statistik Austria 10. 000 Menschen mit ukrainischen Wurzeln. 7.467 davon sind mit ukrainischer und 2.533 mit österreichischer Staatsbürgerschaft. In Wien wurden im Jahre 2014 mehr als 4000 UkrainerInnen registriert. Österreich und die Ukraine haben eine gemeinsame Geschichte. Fast 150 Jahren hat Galizien (Ein Teil von der Westukraine) zur Habsburgermonarchie gehört. Außerdem half die ukrainische Kosaken-Armee Österreich im Jahre 1683 die osmanischen Truppen in Wien zu besiegen (Osmanen Belagerung). Im Wiener Türkenschanzpark gibt es diesbezüglich ein Denkmal.

Die ukrainische Community in Österreich ist eine politisch engagierte. Es war nicht immer so. Der Grund dafür ist der aktuelle Konflikt, der in der Ostukraine vor zwei Jahren ausgebrochen ist. In Wien hat diese Gemeinde mehrmals friedlich demonstriert, um die Solidarität mit ihrem Land zu zeigen, das gerade einen Konflikt mit Russland hat. Über die kommenden Wahlen in Wien äußern sich beängstigt einige führende  Stimmen der Ukrainischen Community.

Anna Iarotska ist Obfrau vom Verein „Zentrum für Ukrainische Initiativen“. Die sehr aktive Ukrainerin, die seit zehn Jahren in Österreich lebt, fürchtet sich vor den Wahlergebnissen. „Etwas traurig bin ich darüber, dass die FPÖ ausländerfeindliche Stimmungen nutzt und unterstützt. Das lässt mich aber auch viele andere junge UkrainerInnen in Wien über unsere Zukunftsperspektiven denken“.  Die noch nicht eingebürgerte sieht die FPÖ als „einen Teil des pro-russischen rechtsextremen Netzwerks in Europa. Ein Sieg dieser Partei könnte für mich eine Stärkung von Kreml-treuen Positionen in Österreich bedeuten“.

Angst hat auch Lidia Akryshora, Redakteurin der ukrainischen Onlineplattform „Storinka.at“. Die Journalistin geht davon aus, dass Flüchtlinge aus der Ukraine stark darunter leiden werden, wenn die FPÖ an der die Macht käme. Genauso wie Anna Iarotska ist Lidia Akryshora überzeugt, dass die Ukraine politisch in Konflikt mit Russland weniger unterstützt wird wenn die FPÖ in Wien Wahlsieger wird.

Strache wird illegale Arbeitsmigranten sicher nicht begrüßen“ sagt Oleksandra Saienko, eine sehr engagierte Aktivistin der wiener Ukrainischen Community. Sie wirft der FPÖ Populismus und leere Versprechungen vor. Das erinnert Sie an die PolitikerInnen in ihr Heimat.

Trotz dieser Angst sind manche Mitglieder der Community zuversichtlich und optimistisch. Olga Kmyta Leiterin der Gesellschaft ukrainischer Jugend in Österreich (TUMA) bleibt gelassen und hofft auf weitere produktive Zusammenarbeit unabhängig von den Wahlergebnissen.

 


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