Wiener Russen stimmten für Putin

07.03.2012 | 9:46 | Milena Borovska

Russische Staatsbürger durften am Sonntag in Wien und Salzburg an der Wahl zum Präsidenten teilnehmen. Am Ende sah das Ergebnis ähnlich wie in Russland aus. In Wien gewann Putin, gefolgt von Prochorow.

Wien. Wiens Russen wählten mehrheitlich Putin. So viel lässt sich nach dem Wahlgang vom 4.März sagen, bei dem auch die rund 1,5 Millionen Auslandsrussen in Europa ihre Stimme abgeben konnten. Allein in Österreich leben mehr als 27.200 Menschen mit russischem Migrationshintergrund, 22.810 davon sind auch russische Staatsbürger. Und sie waren am Sonntag, so sie einen russischen Pass vorweisen konnten, auch wahlberechtigt.

Studenten, Mitarbeiter russischer Firmen, der diplomatischen Vertretungen und internationaler Organisationen stellten sich vor dem Wahllokal in der Botschaft an. „S Praznikom!“ – „Frohes Fest!“, wurden sie vom Sicherheitsmann am Eingang empfangen. „Das ist eine Tradition aus Sowjetzeiten“, erklärte eine Wählerin beim Lokalaugenschein. „Damals waren Wahlen Feiertage, an denen es Wahlgeschenke gab – in Zeiten der Mangelwirtschaft ein Segen!“ Der Sonntagskleidung nach zu beurteilen, dürfte die Wahl für viele Russen in Österreich nach wie vor ein gesellschaftliches Ereignis sein.

Mehr als 1000 Wähler wurden allein bei der ständigen Vertretung der russischen Botschaft in Wien erwartet, auch im Salzburger Generalkonsulat konnte die Stimme abgegeben werden. Die Auslandsrussen in Österreich waren schon allein von ihrer Zahl her nicht wahlentscheidend – dennoch war man bemüht darum, alles transparent ablaufen zu lassen. „Jeder der Wahlzettel hat eine Marke, einen Stempel und wird von zwei Mitgliedern der Wahlkommission unterschieben“, erklärt Oleg N. Tyapkin, der Vorsitzende der Wiener Wahlkommission.

Den Willen zur Transparenz sollten auch die durchsichtigen Urnen signalisieren, die aus Moskau geschickt wurden. Man war jedenfalls bemüht, keinen weiteren Nährboden für Proteste zu schaffen. Die Kundgebungen in den großen russischen Städten waren natürlich Thema Nummer eins im Gang des Wahllokals. „Wir möchten keine Orange Revolution. In der Ukraine hat sich auch nichts zum Guten verändert“, beschwerte sich etwa der Künstler Andrej Kosakow. Ein junger Familienvater freute sich hingegen über die Proteste – sie seien „Zeichen der Demokratie, denn wenn es keine Demokratie gäbe, würden die Menschen ja nicht demonstrieren“.

Keine Proteste in Wien

„Stark, weise, gerecht und ehrlich.“ So beschrieben viele Wähler in Wien, wie sie sich ihren Präsidenten wünschen. Was schließlich in der Wahl von Wladimir Putin gipfelte: „In Wien gewann Putin, gefolgt von Prochorow und Sjuganow. Schirinowski und Mironow sind weit abgeschlagen“, hieß es nach dem Auszählen der Stimmen. Und während es in den größeren russischen Städten zu Protesten kam, blieb es bei den Russen in Wien nach der Wahl ruhig.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 07.03.2012)


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