Ein blinder Speerwerfer als Medaillenlieferant

xbyxfcb fcb xf

21.01.2011 | 16:26 | Ilona Antal

Der Serbe Bil Marinkovic holte Bronze im Diskuswerfen und hält im Speerwurf den Weltrekord. Schon 2007 holte er bei der WM Bronze in São Paolo im Diskuswerfen. Marinkovic ist bereit für die Paralympics.

Wien. „Wenn ich werfe, trage ich immer eine Augenbinde, damit alle gleichberechtigt sind“, erzählt Bil Marinkovic. Der Sportler tritt bei Wettbewerben in der Gruppe für vollblinde Sportler an – er kann jedoch trotz seiner schweren Sehbehinderung noch einige Schatten erkennen.

Vergangenen Samstag sorgte der Serbe bei der Weltmeisterschaft für Menschen mit Behinderung im neuseeländischen Christchurch für die erste österreichische Medaille im Diskuswerfen. Mit einer Weite von 36,70 Metern holte er trotz einer Meniskusoperation, der er sich vor wenigen Wochen unterziehen musste, Bronze für Österreich. Schon 2007 holte er bei der WM in São Paolo Bronze im Diskuswerfen und stellte mit Gold im Speerwerfen sogar einen Weltrekord für blinde Athleten auf.

Marinkovic wurde in Wien geboren, ging jedoch in Serbien zur Volksschule und kam mit zehn Jahren wieder nach Österreich. In diesem Alter hat auch seine Sehbehinderung begonnen, bis er 2003 schließlich fast nichts mehr sehen konnte. Schon in der Volksschule bemerkte er, dass er an Sehkraft verlor. Die Hauptschule musste er in einer Sehbehindertenschule abschließen.

Sein Wille, einmal „etwas ganz Großes zu werden“, war schon immer da, erzählt er. Nach einer Berufsausbildung probierte er es als Elektriker, musste jedoch wegen seiner starken Sehschwäche nach kurzer Zeit wieder damit aufhören. Auch eine Beschäftigung im Supermarkt scheiterte an seiner schwachen Sehkraft.

Vor etwa zehn Jahren entdeckte Marinkovic seine Leidenschaft für den Sport. „Ich wollte es allen zeigen“, meint er. Er hatte zwar auch die Blindenschrift erlernt und war über drei Jahre als Telefonist tätig, doch als sein Arbeitgeber in Konkurs ging, konzentrierte er sich mehr und mehr auf den Sport. „Der Sport hat mir immer Freiheit gegeben.“

Rückschläge gab es einige – etwa, als er es mit Taekwondo und Kickboxen versuchte. „Man kann ja die Schläge nicht wirklich hören, und wenn man sie nicht kommen sieht, liegt man schnell auf dem Boden.“ Doch nach jedem Misserfolg setzte er sein Trainingspensum noch höher an. „Ich möchte leben, ich möchte genießen, ich möchte mich messen.“

Wenn er nicht erblindet wäre, wäre er gerne selbst Trainer geworden. „Positives Denken hat mich so weit gebracht“, fügt Marinkovic hinzu. Heute trainiert er täglich bis zu zwei Einheiten, das sind etwa drei bis vier Stunden, mit seinem Trainer Gregor Högler. Unterstützt wird er dabei von der Hilfsgemeinschaft für blinde und Sehschwache Österreichs.

Auf die Frage, ob er jemals rassistische Erfahrungen in Österreich gemacht habe, schüttelt Marinkovic den Kopf. Weder national noch international sei er auf seine Herkunft angesprochen oder wegen dieser beleidigt worden. Man sei in Österreich genauso stolz auf ihn wie in seiner Heimat, in Serbien.

Bereit für die Paralympics.

Er ist zum zweiten Mal verheiratet und Vater von vier Kindern. Seine Familie gibt ihm Halt und Kraft durchzuhalten, wenn es schwierig wird. So fehle es etwa noch an Sponsoren, da die Hilfsgemeinschaft nicht für alles aufkommen könne. Und wenn sein langjähriger Arzt Andreas Janousek ihn auch am linken Knie behandelt, ist er „bereit für den Wettkampf der Paralympics in London 2012“.


Kommentieren Sie den Artikel





Weitere Artikel von Ilona Antal