Olympia: Exil-Tibeter rufen zu Boykott auf

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30.07.2008 | 23:42 | Nasila Berangy

Am Eröffnungstag der Olympischen Spiele laden die Exil-Tibeter am Stephansplatz zu einer Aktion.

WIEN. Olympia als Bühne für Politik: Nachdem schon während des Fackellaufs durch die Welt Exil-Tibeter gegen die chinesische Führung protestierten, wird nun, wenige Tage vor der Eröffnung, zum Boykott der Spiele aufgerufen.

Auch die tibetische Gemeinschaft Österreichs hält fest an ihrem Protest. Ein Aufruf an Politiker, die Eröffnungszeremonie zu boykottieren, war bisher aber wenig erfolgreich. Unter anderem wird auch Verteidigungsminister Norbert Darabos der Zeremonie in Peking beiwohnen. „Im Interesse der Wirtschaft“, wie Exil-Tibeter vermuten. „Menschenrechtlich ist das für uns nicht nachvollziehbar, das ist wie ein Einverständnis zur Politik der chinesischen Regierung“, sagt die 47-jährige Exil-Tibeterin Dönicke Emichi.

Aktionstag zur Eröffnung

Aufgeben wollen die Tibeter dennoch nicht: Ein weltweiter Aufruf, die Eröffnung am 8. August via Fernsehen oder Radio zu boykottieren, ist im Umlauf. Einen Grund zum Weiterkämpfen gäbe es laut Emichi: „Nach den Olympischen Spielen will die chinesische Regierung mit den Aktivisten abrechnen.“ Obwohl sich die Lage der Tibeter seit der Vergabe bereits verschlechtert habe. So würde das chinesische Regime restriktiver und brutaler denn je handeln.

Um mehr Unterstützer für Tibet zu gewinnen, werden Aktivisten der Tibetischen Gemeinschaft Österreich am 8. August, dem Tag der Olympia-Eröffnungsfeier, am Stephansplatz Unterschriften sammeln, die dann der österreichischen Regierung übergeben werden sollen. Später wird in Wien-Alsergrund zu einer Feier geladen, bei der traditionell tibetische Sportarten wie Tauziehen angeboten werden. Auch Emichi wird dabei sein. Die Ärztin wird bei der Feier der tibetischen Gemeinschaft mit einem Infostand über tibetische Medizin vertreten sein.

In der chinesischen Botschaft in Wien gibt man sich gelassen: Die Olympischen Spiele seien ein großes Ereignis für Chinesen auf der ganzen Welt, sagt Sprecher Leo Liu. „Wir wollen das Ereignis in Feierlichkeit und für alle in Frieden gestalten.“ Liu meint, dass davon auszugehen sei, dass die chinesische Gemeinschaft in Österreich vor dem Start und während der Spiele auch Feierlichkeiten organisieren wird. Doch wo und wie gefeiert werden soll, das kann er nicht beantworten.

(NASILA BERANGY UND GÜNES KOC, „Die Presse“, Print-Ausgabe, 30.07.2008)


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