Die Schwarzen Juden und ihr Schicksal

06.11.2005 | 9:50 | simon INOU

Der Kontinent Afrika ist 30 Mio. km2 groß, hat mehr als 800 Mio. Menschen und enthält 54 Länder und tausende von Religionen und religiöse Gruppen. Grundsätzlich gibt es in ganz Afrika außer den afrikanischen Religionen zwei große religiöse Gemeinschaften: Die Christen und die Moslems. Die Präsenz dieser Religionen hat auch u.a. mit den traurigen Geschichten der Sklaverei und des Kolonialismus zu tun. In dreizehn afrikanischen Ländern (Äthiopien, Ghana, Kap Verde, Libyen,Malawi, Mali, Marokko, Sao Tome, Simbabwe, Südafrika, Tunesien und Uganda) gibt es neben diesen beiden Religionen noch die jüdische Glaubensrichtung. Während die Falashas in Äthiopien und die Lembas aus dem südlichen Afrika seit mehr als 2000 Jahren Juden sind (sie gehören zu den so genannten zehn verlorenen Stämmen), sind die Abuyadaya in Uganda im 19. Jahrhundert zum Judaismus konvertiert.

Die Falashas, Juden aus Äthiopien

In Israel leben heute etwa 80.000 Falashas. In der Operation Moses 1984 und der Operation Salomon 1991 wurden viele Tausend nach Israel gebracht. Sie bezeichnen sich selbst als „Bet Israel“, praktizieren die Reinheitsgebote und heiligen den Sabbat. 1975 wurden die Falasha von den Rabbinern in Israel offiziell als Juden anerkannt.

Während des Mittelalters bestand bis 1616 ein jüdisches Königreich in Nordwest-Äthiopien. In den 50er Jahren des 20. Jh. nahm die äthiopische Regierung den Juden gegenüber eine zunehmend feindliche Position ein. Ihre Sprache, das Quara, gehört zu den Kuschistichen Hamiten Sprachen. Ihre Bibel ist ebenfalls nicht in hebräischer Sprache verfasst, sondern in ihrer hamitischen Sprache. Heute leben äthiopische Juden unter sozial benachteiligten Bedingungen in Israel.

Schwierigkeiten eines Integrationsprozesses

In Israel ist die Gemeinschaft der Falasha zwischen Tür und Angel. Laut BBC leben viele Falasha im Gaza Streifen, bekannt für kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern.Sie werden tagtäglich diskriminiert und ihr Glaube sogar von religiösen Oberhäuptern Israels herausgefordert. Während die Israeli die Operation Moses (1984) und Operation Salomon (1991) als Rettungsaktionen bezeichneten, sehen die Palästinenser in solchen Aktionen nur eine Art Kolonisierung der palästinensischen Gebiete.

Die Falaschas wurden offiziell im 16. Jhdt. vom ägyptischen Rabbi ben Solomon ibn Avi Zimra (Radbaz) als Juden anerkannt. Die Bestätigung vom Rabbinern aus 45 Ländern erfolgte jedoch nur sehr spät im Jahre 1908. Diese Anerkennung ist den Professoren Jacques Faitlovitch und Joseph Alevy zu verdanken. Beide haben jahrelang über die Falascha Forschungen initiiert und zahlreiche Bücher darüber veröffentlicht.

Die Abuyadaya (Kinder von Judah) in Uganda

Im Gegenteil zu den Falashas sind die Abuyadaya zum Judentum konvertiert. Sie wohnen in Nabugoya, einem kleinen Dorf im zentralen Mbale District in Uganda. „Shabbat Shalom“ ist die Begrüßung auf der Strasse. Für Menschen die das Dorf besuchen, ist immer „shabbat shalom“ zu hören. Europäer die in diesem Dorf zu finden sind, sind hauptsächlich Touristen und sehr oft Juden. Mehr als 500 Menschen jüdischen Glaubens leben in Nabugoya: Die Abuyadaya. Der Gründer des Judentums in Uganda ist Semei Kakungulu. Kenner der Bibel, ist er ein mit den britischen Kolonialherrschern unzufriedener Stammeshäuptling.

Er verlässt die Protestantische Kirche, weil die Anhänger die Bibel nicht worttreu respektieren. 1919 nach einer intensiven Meditationsperiode entschied er sich für das Judentum. 1922 veröffentlichte er das Buch Ebigambo ebiva mukitabo ekitukuvu (Zitate aus dem Heiligen Buch). Auf 90 Seiten erzählt er, wie er vom Christentum zum Judentum kam. Dieses Buch gilt bis heute als das Lehrbuch in der jüdischen Gemeinschaft in Uganda. Kakungulu starb am 24. November 1928.

Die Abayudayas als Opfer der ehemaligen Diktatur

Im Jahre 1961 waren bis zu 3000 Abuyadayas mit mehr als 30 Synagogen in ganz Uganda zerstreut. Ab 1971 wurden den Abuyadaya ihr Glauben aberkannt. Der Diktator Idi Amin Dada erreichte die Spitze der Macht, zerstörte systematisch alle Synagogen und verbrannte Heilige Bücher die noch vorhanden waren. Nach dem Sturz von Idi Amin Dada im Jahre 1979 war die religiöse Freiheit wieder erlaubt und die Abuyadaya durften wieder ihr Glauben ausüben. Bis heute werden die Abuyadayas nicht von Israel als Juden anerkannt. Rabbi Gershom Sizomu, geistiges Oberhaupt der Abuyadaya Gemeinschaft, stört dies nicht. Er kann ohne Israel seinen Glauben weiter praktizieren, weil er als Jude geboren wurde. Dennoch wünscht er sich, dass Israel im Falle, dass ein zweiter Diktator in Uganda an die Macht kommt, die Abuyadaya schützt. Übrigens wird diese Gemeinschaft von einigen US-amerikanischen Juden unterstützt.

Die Lembas aus dem südlichen Afrika

Sie sind zwischen Südafrika, Malawi, Simbabwe und Mozambique verstreut. Heute sind sie mehr als 50.000. Vor 2500 Jahren wanderte eine Gruppe von Judäa in den Yemen aus. Warum? Weil sie Geschäfte treiben wollten sagen viele historischen Quellen. In Yemen bauten sie die Stadt Senna1 (heute Hadramawt) aber bald begannen sich die Bedingungen zu verschlimmern. Sie setzten mit ihrer Auswanderung fort und erreichten Äthiopien. Hier spaltete sich die Gruppe in zwei Teile. Der erste Teil blieb in Äthiopien, der zweite ging weiter an die Ostküste Afrikas, in das heutige Tansania und Kenia. Hier bildeten sie die Senna 2. Trotz ihres Erfolges in diesem Land, entschied sich eine kleine Gruppe weiter zu wandern. Heute ist diese Gruppe in Malawi ansässig und dort unter dem Namen Ba Mwenye (Fürsten des Landes) bekannt. Eine Senna 3 ist im heutigen Mozambique zu finden.

In den letzten 15 Jahren wurden DNA Test von mehreren Forschungsinstituten aus den USA und England durchgeführt. Ziel dieserForschungen ist die Feststellung des Kohen (Priester) Gens. Gerade was die Juden betrifft, so gibt es Untersuchungen darüber, dass fast alle Kohanim /Cohen (Priester) , die nach traditioneller Auffassung von Aaron abstammen, dem Bruder von Moses, auch über ein identisches Y-Chromosom verfügen, das in der Tat auf einen gemeinsamen männlichen Vorfahren deutet, der vor etwa 3000 Jahren gelebt hat. David B. Goldstein , Genforscher an der Oxford University stellte die Präsenz dieses Y-Chromosom besonders unter Lemba Männern, die dem Buba Stamm, der ältesten der 12 Stammgruppen angehören fest. Innerhalb der Jüdischen Gemeinschaft gibt es darüber verschiedene Ansichten. Die einen verstehen nicht, wie Menschen aus den Tiefen Südlichen Afrikas Juden sein können; die anderen vermuten eine Strategie des jeweiligen Volkes nach Israel zurückzukehren. Derzeit will der Staat Israel nur von den Falaschas hören.

 


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