Großbritannien: Studieren wird teurer

22.03.2012 | 13:06 | Lisa Moravec

Studieren in Großbritannien ist keine billige Angelegenheit. Mit 2012 wird es noch teurer eine universitäre Ausbildung zu bekommen. Lisa Moravec berichtet aus London. 

LONDON. Großbritannien zählt neben den USA und Korea zu den Ländern mit den höchsten Studiengebühren. Um an einer Universität studieren zu können, müssen Studenten ein Dahrlehen aufnehmen um die  Studiengebühren, die in den USA bis zu $50,000 (ca. €36 000) betragen, bezahlen zu können.Im Gegensatz zu Amerika wirken die Kosten für ein Studium in Großbritannien mit €3 900 noch niedrig.

Wie Österreich, sucht auch das Vereinigte Königreich nach einer Lösung, um die Qualität des Lehrangebots an den universitären Einrichtungen verbessern zu können. Durch die kritische ökonomische Lage Großbritanniens, welche zu radikalen Einsparungsmassnahmen im Land geführt hat, ist es für die Universitäten nicht mehr möglich die Qualität und den Service der Instutitionen beibehalten zu können.

Als die britische Regierung Anfang des Jahres 2011 eine Verdreifachung der Studiengebühren ab 2012 angekündigt hat, war aus den Reihen der Eltiteuniversitäten wie Oxford, Cambridge und Imperial College – die im weltweiten Times Higher Education Ranking (THE) bereits ab Platz zwei zu finden sind –  Erleichterung zu vernehmen. Schließliche werden sie in Zukunft neben der spärlichen finanziellen Unterstützung des Staates zusätzliches Einkommen erhalten.

Dadurch erhofft sich die britische Legislative eine Verbesserung der Qualität der Universitäten, um im internationalen Wettbewerb weiterhin bzw. noch bessere Plätze im Ranking belegen zu können. Christoph Meyer, Dozent an dem King’s College in London (KCL), sagt dazu: “Die Kosten des Unterrichts und Services an führenden Universitäten in Großbritannien liegen zwischen €9 000 – €10 800 per Jahr. Was häufig falsch verstanden wird ist, dass die gegenwärtigen Kosten vom Staat getragen wurden – und selbst die Unis, die jetzt €9,000 verlangen unter dem Stricht nicht mehr Geld zur Verfügung haben als vorher. Mehr Kapital wird benötigt, um die bis jetzt eingeschränkte Studentenanzahl an den Unis, ausweiten und Stipendien weiterhin finanzieren zu können.“

Mehr Qualität durch mehr Gebühren?

Auch Nikolas Baar, Professor für Wirtschaft an der London School of Economics (LSE), sieht es als fraglich an, ob die Qualität der universitären Bildungseinrichtungen dadurch verbessert werde. Seit Einführung der Studiengebühren 1998 hat die Anzahl der Studenten in Großbritannien zugenommen. Nun erhofft sich die britische Regierung ein weiteres Mal, durch den Anstieg der Gebühren, eine ähnliche Reaktion wie vor 13 Jahren.

Nicolas Barr bezweifelt, dass sich dadurch viel an der Qualität des britischen Universitätswesens ändern würde. „Qualität kommt  durch unterschiedlich hohe Gebühren, Wettbewerb und einen Überschuss an vorhandenen Plätzen an Universitäten zustande. Momentan fehlt es den Unis allerdings an letzterem.“

Mehr Gebühren, mehr Druck

Die höhere Studiengebühren üben auf Schulabsolventen einen größeren Druck aus, da sie nicht nur erstklassige Noten auf ihre Abschlussprüfungen (A-levels) benötigen, sondern sich sich auch mit der Frage der Finanzierung eines Studiums genauer auseinandersetzen müssen. Momentan ziehen es nur relativ wenige in Erwägung ins Ausland zu gehen, wo es keine bzw. niedrigere Studiengebühren gibt, was vorallem auf den Mangel an Fremdsprachenkenntnissen der Schulabsolventen – verursacht durch die britische Bildungspolitik – zurückzuführen ist.

Doch nicht alle Universitäten in Großbritannien werden €9,000 jährlich verlangen. Es wird auch Unis geben, die etwas weniger, nämlich rund €7 200 verlangen werden. Dadurch wird sich die Abgrenzung der Elite von durchschnittlichen und kostengünstigeren Universitätsabsolventen noch deutlicher bemerkbar machen und eine zu einer stärkeren Klassifizierung der Absolventen führen.

Nicht die angestiegenen Studiengebühren, sondern, dass Schulabsolventen nicht die erforderlichen Noten aufweisen können, würden – wenn überhaupt – dazu führen, dass weniger junge Menschen eine universitätäre Ausbildung anstreben.

Warum eine Elite-Universität?

Die weltführenden höheren Bildungseinrichtungen befinden sich in den USA und in Großbritannien, während nur eine europäische Universität – die Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich (ETH) – liegt im weltweiten Times Higher Education Ranking (THE) zwischen den amerikanischen und britischen Unis auf Platz 15.

Die größte Frage, die sich Studenten stellen, warum für Bildung mehr bezahlen, wenn es sie auch billiger gibt? Die ETH verlangt pro Semester  € 545, während eine ebenso gute Ausbildung des Imperial Colleges €10 800 ab 2012 kosten wird. Der 23 Jährige Student Benedict Simlinger aus Wien sagt: „Ich denke nicht, dass der Unterricht auf unterschiedlichen Universitäten in den Fächern der Technik stark variiert. Die Grundlagen sind überall mehr oder weniger gleich.“ Zu beachten ist, dass Universitätsrankings auf unterschiedlichen Betrachtungsweisen basieren und sie sind daher immer kritisch zu hinterfragen sind.


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