Istanbul: Kunst und Kultur für sozial benachteiligte Kinder

28.05.2013 | 12:05 | Hülya Tektas

Die  Kunst- und Kulturstiftung Başak bietet Kindern und Jugendlichen, deren Eltern aus unterschiedlichen Gründen aus Anatolien nach Istanbul auswandern mussten, einen Raum für Kreativität und Freude.

Istanbul. Mesut Gökdai ist seit der Gründung von Başak vor zehn Jahren mit dabei. Damals nahm er als Schüler an Freizeitaktivitäten der Kunst- und Kulturstiftung teil. Mittlerweile organisiert der 27 Jährige als Freiwilliger selber Projekte bei Başak. Seinen kritischen Standpunkt gegenüber der Minderheitenpolitik der Türkei verdankt er diesem Ort.  Als sunnitischer Türke gehört er selbst zu einer Minderheit bei Başak, wo viele kurdische und alevitische Kinder und Jugendliche betreut werden, deren Familien aus politisch oder ökonomischen Gründen nach Istanbul auswandern mussten. Zu denen gehört auch der 25-jährige Özgür Şahin, der sich nun selbst für Kinder engagiert.

Kindsein genießen

Die Idee, einen Kunst- und Kulturverein für die aus Anatolien ausgewanderten benachteiligten Jugendliche zu gründen, kam von Şahhanım Kanat. Die Kurdin aus der Dersimregion erlebte viel während ihres Berufs als Hebamme. Nachdem ihre 17-jährige Tochter Helin Başak, eine leidenschaftliche Theaterschauspielerin, starb, engagierte sie sich für andere Kinder und Jugendliche. Eine von Kanat durchgeführte Umfrage unter Kindern und Jugendlichen bestätigte, dass sie sich nach einem kreativen Ort sehnen, wo sie ihre Ideen verwirklichen können. So entstand der Kultur- und Kunstverein Başak. „Es ist schön zuzusehen wie Kinder, die sonst unter schwierigen Umständen leben, das zumindest hier für eine kurze Zeit vergessen und ihr Kindsein genießen“ betont Şahhanım Kanat mit Tränen in den Augen.

Austausch und Alphabetisierung 

Der Verein ermöglicht den Kindern auch einen Austausch mit Gleichaltrigen aus Europa. Im Rahmen vom Europäischen Freiwilligendienst (EVS), einem Jugendaustauschprogramm, verbringen Jugendliche aus den teilnehmenden Ländern, zwischen einem halben und einem Jahr im Ausland. Zur Zeit werden bei Başak drei Jugendliche, Nicolas Fonseca aus Frankreich, Victor Ciobanu aus Rumenien und Undina Reinfelde aus Litauen betreut. Gleichzeitig befinden sich junge Leute aus Istanbul mit Başaks Hilfe in europäischen Ländern.

Nach Alphabetisierungs- und Berufskursen für Frauen ohne Ausbildung entwickelt der Verein demnächst gemeinsam mit Frauenvereinen aus Anatolien ein Projekt für die von Gewalt betroffenen Frauen. Heuer will der Verein gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und Frauen sein 10 jähriges Bestehen feiern.


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