Dubaruba: Ein Onlineladen für Designer Produkte aus Afrika und der Diaspora

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10.03.2014 | 16:32 | Belinda Kazeem

Adiam Emnay und Anne-Sophie Wass sind eine Ausnahme in der österreichischen Start-Up Szene. Die beiden selbstbewussten Frauen haben dubaruba.com gegründet. Diese Plattform, benannt nach einem kleinen Dorf in Eritrea, steht für faire und nachhaltige Designer Produkte aus dem afrikanischen Kontinent genauso wie aus der afrikanischen Diaspora. Belinda Kazeem hat beide getroffen und mit Ihnen über das neue Unternehmen geredet.

M-MEDIA: Vielen Dank, dass Ihr beiden Euch die Zeit genommen habt, mit mir über Euren Shop Dubaruba zu sprechen. Ihr habt am 6. Dezember 2013 gelauncht. Wie ist es angelaufen? Seid ihr zufrieden?

Adiam Emnay: Etwas früher, wir haben am 27. November gelauncht. Die Resonanz ist bis jetzt echt positiv. Ich bin zufrieden.

Anne-Sophie Wass: Definitiv zufrieden! (lacht) Es war ein guter Zeitpunkt, um zu starten. Wir saßen schon auf Nadeln und haben uns Ende 2013 als finale Deadline gesetzt, und das haben wir geschafft!

Wann habt Ihr gewusst, dass Ihr zusammen einen Onlineladen verwirklichen wollt? Gab es eine Initialzündung?

A.E.: Ich habe mit Anny schon ein paar Sachen gemacht, wir kennen uns schon lange. Und dann habe ich als Testphase, Ende 2012, einen kleinen Onlineshop gebastelt. Da habe ich sie dann gefragt, ob sie einige Stücke – das waren vor allem äthiopische Schals – fotografieren mag. Ich habe das nur in der Start-Up Szene ausgetestet, mit einigen KollegInnen, eigentlich nicht mal im Freundeskreis. Die Reaktionen waren total positiv und Leute haben gefragt, wann und wo sie die Sachen bekommen können. Als ich mich dann entschieden habe, das wirklich durchzuziehen, habe ich Anny wieder darauf angesprochen und gefragt, ob sie nicht mit einsteigen will.

A.-S.W.: 2012 sind wir zum ersten Mal zusammen gesessen und ich habe die Produkte gesehen. Ich war gleich total begeistert. Das sind einfach total schöne Produkte, echt feines Material, naturbelassen, extrem schön gefärbt, einfach ungewöhnlich.

Weil Ihr es schon angesprochen habt, was ist Euer beruflicher Hintergrund?

A.-S.W.: Ich bin freischaffende Künstlerin und Fotografin. Mich hat es immer schon zum eigenständigen Arbeiten hingezogen.

A.E.: Nach meinem Wirtschaftstudium war ich viel in Afrika. Bereits da habe ich überlegt, ob ich entweder in Afrika selbst produziere oder ProduzentInnen in Afrika unterstütze. In Äthiopien war es für mich dann aber doch schwierig, ich arbeite einfach mittlerweile anders. Als ich nach Österreich zurückgekommen bin, habe ich bei Speedinvest, einem Risikokapitalgeber für Start-Ups im Onlinebereich, zu arbeiten begonnen. Bei Speedinvest konnte ich für meine spätere Selbständigkeit viel lernen und netzwerken, denn ich wusste, dass ich früher oder später eine eigene Firma gründen wollte. Hier habe ich Start-Ups bewertet, Einblick bekommen und dann mit ein paar Leuten AustrianStartups http://www.austrianstartups.com/ gegründet. Das ist ein Verein, von Start-ups für Start-Ups, welcher als neutrales und unabhängiges Sprachrohr dient.

Gründer sind im Grunde Kreative. Es gibt nichts Sicheres, du musst dich einfach reinhauen und sehen, wie es geht. Feuer löschen, wenn es nötig ist. Und nach zwei Jahren fühlte ich mich bereit, mich selbstständig zu machen. Nicht nur Leute bei der Verwirklichung ihrer Träume zu unterstützen, sondern selbst loslegen!

Wir haben auf Eurem Facebook Account ein Video gefunden, in dem ihr Leute auf der Straße bittet „Dubaruba“ zu sagen. Wie seid Ihr eigentlich auf den Namen gekommen? Welche Bedeutung hat er?

A.E.: Dubaruba ist ein Dorf in Eritrea. Ich wollte den Namen so wählen, dass ich meine Mutter damit ehre. Nachdem die Produkte ja aus Afrika sind, und meine Mutter und ich ja auch made in Africa sind, dachte ich zuerst an den Namen des Dorfes aus dem meine Mutter stammt, Beleza. Beleza klingt aber irgendwie südamerikanisch und die .com Adresse war auch schon besetzt (lacht). Dann habe ich die Landkarte von Eritrea aufgeschlagen und Dubaruba gesehen: leicht auszusprechen, prägnant und die .com Adresse war auch frei. (lacht wieder)

Wie stellt Ihr Euch die typischen Dubaruba KundInnen vor?

A.E.: Individuell, weltoffen und interessiert an neuen Dingen. Es sind KundInnen, die bewusst einkaufen. Sie wollen wissen, woher Ihre Ware kommt, wie und unter welchen Bedingungen sie hergestellt wurde. Und sie wollen einzigartige Produkte kaufen.

Auf Eurer Website schreibt Ihr, dass auch Euer Logo – die türkis-weiß-schwarze Fahne – nicht zufällig gewählt wurde. Vielleicht könnt Ihr uns noch einmal etwas zu der Bedeutung der Farben sagen?

A.-S.-W.: Wir wollten ein Gefühl dafür rüberbringen, unter einer gemeinsamen Fahne zusammen zu arbeiten. Die Farben symbolisieren für uns Kreativität (türkis), Respekt (weiß) und nachhaltige Produktion (schwarz).

Wir arbeiten mit DesignerInnen aus den verschiedensten afrikanischen Ländern, auch afrikanische DesignerInnen in der Diaspora. Unser Hauptanspruch ist jedoch, dass man nicht nur Ressourcen aus Afrika holt, sondern, dass Menschen vor Ort ihr Handwerk ausüben können und ihre Waren einem internationalen Publikum anbieten können. Die Flagge ist somit ein Symbol der Zusammenarbeit.

Was auffällt ist, dass Ihr nicht diesen „Entwicklungshilfe Touch“ habt. Grundsätzlich ist das ja nicht schlecht, aber ich finde es wichtig, dass Dinge auf gleicher Augenhöhe ablaufen. Da spüre ich bei Euch sehr viel Wertschätzung gegenüber den ProduzentInnen.

A.E.: Total, das war mir das Wichtigste! Wir sind keine Entwicklungshilfeorganisation. Ich weiß schon, wie das funktioniert: Können Menschen produzieren, hilft es ihnen und so hilft es uns allen. Trotzdem diesen EZA Touch: „Kauft das, weil das arme AfrikanerInnen gemacht haben.“, will ich auf keinen Fall. Das sind gute Waren und talentierte ProduzentInnen. Wenn es indirekt hilft, großartig!

A.-S.-W.: Mir ist wichtig, dass Leute diesen Ansatz auch verstehen. Wir bieten etwas Nachhaltiges, Zeitloses an, nichts was sich nur nach neuesten und vergänglichen Modetrends richtet.

International gesehen, gab es ja gerade was das betrifft, in den letzten Jahren einen ziemlichen Afrika Boom. Auch westliche, große Modehäuser sind daran nicht vorbei gekommen, denken wir an Burburry, Lamb etc.

A.E.: Und wenn Leute dann von afrikanischer Mode sprechen, haben sie nur diese ganz bunten Sachen vor Augen. Die sind schön, aber ich komme aus Ostafrika, wir kennen so etwas nicht. Es gibt soviel Diversität am Kontinent, beispielsweise die südafrikanischen Shweshwe Stoffe, gewebte Stoffe aus Äthiopien etc. Ich wünsche mir, dass Leute diese Vielfalt sehen.

Was Dubaruba auszeichnet, ist das feine und erlesene Angebot an Produkten, sei das jetzt Mode, Schmuck oder auch Schokolade. Ihr habt Labels im Angebot, die schon einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben, wie etwa Pichulik, ein südafrikanisches Schmucklabel, jedoch auch andere Anbieter_innen, die hier noch gar nicht bekannt sind. Wonach richtet Ihr Euch bei der Auswahl der Produzent_innen? 

A.E.: Wir entscheiden nach unserem Geschmack und sind die besten Kundinnen unseres Webshops. (beide lachen) Nachdem wir jetzt alles selbst entscheiden, hoffen wir, dass das was uns gefällt, auch anderen gefällt.

A.-S.-W.: Wir haben hohe Ansprüche, was nachhaltige Produktion, Material und Design betrifft.

A.E.: Und da wir alle ProduzentInnen, meist Ein Mann bzw. Ein Frau Unternehmen – kennen, ist wichtig, dass auch die Sympathie passt.

Das heißt, dass die KundInnen bei jedem Produkt davon überzeugt sein können, dass Ihr die ProduzentInnen kennt?

A.-S.-W.: Ja! Und dass die ProduzentInnen unseren Idealen entsprechen.

Und wie gehts weiter? Dubaruba in fünf Jahren?

A.S.-W.: Viele Reisen, um neue ProduzentInnen kennenlernen.

A.E.: Wir wollen das Sortiment erweitern, vor allem im Interieur-Bereich und bei den Accessoires. Und natürlich auch im Modebereich. Dubaruba wird ein LiebhaberInnenladen.

A.S.-W.: Absolut! Weniger schnelllebiges Modebiz, noch mehr qualitative, zeitlose und nachhaltige Produkte.

Vielen Dank für das Gespräch! Wir werden in Zukunft sicher mehr von Euch beiden hören!


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