Mentoren für Migranten: Erfolgsmeldungen bleiben aus

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28.05.2008 | 18:37 | Nasila Berangy

Trotz der Hilfe von Mentoren ist der Weg in den Arbeitsmarkt schwierig.

Rund 120 Personen mit Migrationshintergrund wollten Mentee eines einflussreichen Mentors sein. 60 Personen wurden aufgenommen. Voraussetzung war ein Lehrabschluss, Matura oder Abschluss an einer höheren Schule sowie Deutschkenntnisse. Maria Radda (Name geändert) hat es geschafft. Sie wurde Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl zugeteilt.

Getroffen hat sie ihn bisher allerdings nicht. Die Kommunikation ist bisher immer über eine Referentin gelaufen. Doch dass es bisher keinen persönlichen Termin mit ihrem Mentor gab, sieht Radda ein: „Er hat viele Termine und zahlreiche andere Aufgaben.” Dennoch ist sie überzeugt, dass ein Termin mit ihrem Mentor vor Ablauf des Mentoring-Programms zustande kommen wird.

Ein bisher geplanter Termin musste verschoben werden, Anfang Juni soll es nun soweit sein. Bis dahin wird die Kommunikation weiter über Leitls Referentin laufen, bei der sich Radda „gut aufgehoben fühlt“.

Zufällig hatte sie vom Programm im Internet gelesen. Bald nach ihrer Bewerbung wurde sie zu einem Gespräch eingeladen und ins Programm aufgenommen. Seit einiger Zeit schon ist die 50-jährige Diplom-Ingenieurin auf Arbeitssuche. Warum sie bisher keine Arbeit gefunden hat, führt sie vor allem auf ihr Alter zurück.

So wird ein Lebenslauf gemacht

Jane Ofem ist eine weitere Mentee. Ihr Betreuer ist ein Vertriebsdirektor aus Großenzersdorf. Sie treffen einander einmal die Woche. So wie Radda bekommt auch sie dann Tipps, ob ihr Lebenslauf gut aufgebaut und wie ein Bewerbungsgespräch zu gestalten ist.

Die gebürtige Nigerianerin ist seit zwei Jahren auf Arbeitssuche. Von ihrer Beraterin am AMS wurde sie auf das Programm aufmerksam gemacht. Am 10. März hatte sie ihr erstes Treffen mit ihrem Mentor. Seither unterstützt der sie mit Ratschlägen. Auch einen direkten Kontakt für eine Bewerbung habe sie schon von ihrem Mentor erhalten – eine befristete Tätigkeit. Doch bis heute habe sie von dort noch keine Rückmeldung erhalten. Immerhin, ihr Mentor hat ihr versichert, dass er Kollegen und Geschäftspartnern von ihr erzähle, vielleicht ergebe sich ja etwas durch Mundpropaganda.

Doch trotz derartiger Schwierigkeiten empfiehlt Ofem das Projekt weiter und ist froh, daran teilnehmen zu dürfen. „Der persönliche Kontakt zu einflussreichen Menschen kann mit Erfolg verbunden sein“, hofft sie.

Unbegreiflich war Ofem allerdings, dass das AMS sie während ihres Mentoring Programms an einen Kurs teilnehmen ließ, bei dem sich die Stunden des Kurses mit denen des Mentoring Programms überschnitten. So war sie gezwungen, dass Programm für einen Monat zu unterbrechen.

Erfolgreiches Programm oder nur Alibi-Maßnahme? Das wird sich erst weisen. Denn wie viele der 60 aufgenommenen Mentees bisher eine Arbeit gefunden haben, wird gerade erst erhoben.

(NASILA BERANGY, „Die Presse“, Print-Ausgabe, 28.05.2008)


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