Es ist eine Schande, Herr Landau, Herr Kurz, Herr Galeli
Am 7.12.2012 publizierten Jörg Michner und Wolfgang Höllrigl einen miesen Artikel mit islamfeindlichen Inhalt in der Gratis-Tageszeitung „Heute“: Ein des Mordes verdächtigter Kärntner wird wie folgt charakterisiert: „Der Kraftfahrer (43) gehört zur Sorte Mann, die zum Glück eher hinterm Halbmond lebt. In Ländern, wo das Gesäß beim Beten höher ist als der Kopf.“ Die Empörung der österreichischen JournalistInnen ist groß, sehr groß (Hier unsere Empörung). Die überwiegende Mehrheit protestiert energisch. Sogar die Journalistengewerkschaft verurteilt diese inakzeptable Entgleisung und fordert Konsequenzen. Am selben Tag veröffentlichte der Chefredakteur von „Heute“ online prompt eine Entschuldigung, die hier zu lesen ist. Begrüßenswert. Da die nächste Ausgabe drei Tage später erscheinen würde, hätte man auf einer gerduckten Form dieser Entschuldigung hoffen können.
Nein. Am 10.12.2012 erscheint die Tageszeitung Heute mit einem merkwürdigen Text zu Thema Integration. Innerhalb von drei Tagen hat die Gratiszeitung „Heute“ angesehene „Integration-Sozial-Society-Menschen“ um eine Stellungnahme gebeten (Siehe Bild ganz unten). So kommen Michael Landau, der Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, Sebastian Kurz, der Staatssekretär für Integration und Mike Galeli, ein TV Star zu Wort. Die einen betonen wie sehr sie gegen Rassismus und Diskriminierung sind, die anderen dass die Beschreibung Höllrigls und Michners „herabwürdigend“ ist und nicht mit „einem Bild des modernen Moslem zu tun hat“. Alles schön und gut.
Was hier gefehlt hat war die Veröffentlichung der Entschuldigung des Chefredakteurs Dr. Christian Nusser in der Gratis Tageszeitung „Heute“. Die Leserschaft von „Heute“ hat auch ein Recht auf die Wahrheit. Schade darum, dass viele nie erfahren werden, was genau passiert ist. Denn laut der Österreichischen Auflagen Kontrolle (ÖAK) erreichte „Heute“ im 1. Halbjahr 2012 bundesweit (Wien, Oberösterreich und Niederösterreich) 13,1% oder 935.000 LeserInnen (In Wien liegt „Heute“ bei 41,5% also 603.000 LeserInnen). Im Vergleich: Laut Österreichische Webanalyse (ÖWA), erreichte „Heute“ im zweiten Quartal 2012 5,6% der InternetnutzerInnen in Österreich oder 320.836 InternetuserInnen. Realistisch betrachtet haben 614.614 der LeserInnen von „Heute“ oder 66% wohl nicht mitbekommen, dass die Zeitung einen gravierenden Fehler gemacht hat und sich dafür entschuldigt hat. Was die LeserInnen mitbekommen haben ist die Selbstbefriedigung der Zeitung zum Thema „gelungene Integration“.
Und die obengenannten „Heute-Gesichter“ hätten verlangen sollen, dass die Zeitung die Entschuldigung zuerst publiziert bevor sie eine eigene Stellungnahme abgeben. Das haben sie nicht gemacht. Sondern wie ich vermute, haben sie die Stellungnahme abgegeben um an ihre Medienpräsenz in einer auflagenstarken Zeitung zu erhöhen. Auf Kosten der LeserInnen und auf Kosten der 400 bis 500.000 österreichischen MuslimInnen – im Jahr, in dem wir das 100 jährige Jubiläums des Islamgesetzes in Österreich begehen. Es ist eine Schande, dass ein angesehener römisch-katholischer Priester und der Staatssekretär für Integration (denTV Star können wir ignorieren) sich auf so ein billiges Spiel eingelassen haben.