Die Hüter italienischer Sprache und Kultur

24.07.2012 | 10:06 | Ania Haar

Die Kongregation in der Minoritenkirche – die älteste Vereinigung italienischer Katholiken ist bis heute sehr aktiv.

Wien. „Als Österreicher bin ich hier in der Minderheit“, sagt Manfred Zips. Er ist Vizepräfekt der Italienischen Kongregation bei der Italienischen Nationalkirche Maria Schnee – besser bekannt als die Wiener Minoritenkirche. „Aber ich wollte nicht nur ein Pensionist sein, sondern auch etwas für die Gesellschaft beitragen.“ Gerade die Geschichte der über 380 Jahre alten Congregazione Italiana zeigt eine wenig bekannte Seite der italienischen Community in Wien. Vor über zehn Jahren übernahm der promovierte Germanist Zips ihr Archiv und erfasst und digitalisiert seitdem die Bestände.

Ein Buch über die Kongregation

Dabei handelt es sich um Schätze in einem erstaunlich guten Zustand; auch wenn sie nicht ganz vollständig sind. „Es sind nur ein paar Löcher da“, sagt der 73-Jährige, „aber allein werde ich es nie schaffen, diese Löcher zu stopfen, denn es ist sehr viel Arbeit.“ Dass Zips für die Kongregation arbeitet, hat zwei Gründe: Einerseits die Leichtigkeit der Italiener. Andererseits aus religiösen Motiven – etwa, den Gottesdienst auf Italienisch hören zu wollen. Sein Engagement haben die Italiener zu schätzen gelernt und ihn sogar zum Vizepräfekt der Italienischen Kongregation gewählt. Das Ergebnis seiner langjährigen, ehrenamtlichen Arbeit wird nun als Buch im Kunstverlag Peda Georg im Herbst 2012 erscheinen.

Wobei ein großer Teil dieser akribischen Tätigkeit bereits auf der Webseite der Italienischen Kongregation verfügbar ist. Dort geht es nicht nur um die Minoritenkirche und ihre Kunstwerke, sondern auch um die Italienische Kongregation in Wien. Sie ist die älteste Vereinigung italienischer Katholiken und bis heute sehr aktiv. Gegründet wurde sie 1625/26 vom Jesuiten Guglielmo Lamormaini, dem Beichtvater von Kaiser Ferdinand II., mit dem Ziel religiöse Erziehung – aber auch der Pflege der italienischen Kultur und der Sprache. Im Jahr 1784 übertrug Kaiser Joseph II. die Minoritenkirche – in einem recht schlechten Zustand – der Kongregation. „Mit der Auflage, diese zu restaurieren“, erzählt Zips. Bis heute finden in der Kirche Gottesdienste in italienischer Sprache statt, aber auch viele Konzerte, deren Erlöse eine wichtige Einnahmequelle für die Kongregation sind.

Kaiser Franz Josef und seine Frau Elisabeth zählten zu den prominentesten Mitgliedern der Kongregation. Unter den Ehrenmitgliedern waren auch zahlreiche Päpste vertreten, so wie auch der Komponist Antonio Salieri, der zu seiner Zeit als Rivale Mozarts galt. Im Libro d’oro, dem Goldenen Buch, aus dem Jahr 1775 sind ihre Namen, Unterschriften und Wappen verewigt worden. Bis heute werden auch in einem alten Registro aus dem Jahr 1885 – da noch Platz zum Schreiben vorhanden ist – fortlaufend die wichtigsten Ereignisse und Eingänge schriftlich festgehalten. Laut Angaben von Zips zählt die Kongregation heute rund 80 Mitglieder.

Pflege von Kultur und Sprache

Auch die Pflege der italienischen Sprache ist immer noch ein wichtiges Anliegen der Kongregation, denn die dritte Generation könne oft schon gar kein Italienisch mehr sprechen, sagt Zips. Ebenfalls bei der Minoritenkirche ist die italienische Schule untergebracht. Für die Kinder italienischsprachiger Eltern, im Alter von sechs bis 18 Jahren, findet regelmäßig Italienischunterricht statt.

Und bis heute ist der Italienischen Kongregation die pastorale Unterstützung des Rektors der Minoritenkirche sehr wichtig, „auch bei der Segnung der italienischen Eissalons im Frühjahr“.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 25.07.2012)


Kommentieren Sie den Artikel





Weitere Artikel von Ania Haar