„Die SPÖ hat mich nicht auf der Straße aufgeklaubt“

11.09.2013 | 15:02 | Sarah Farukuoye

Clement Itamah kam als nigerianischer Student nach Österreich. Heute ist er Rechtswissenschafter, Präsident der österreichisch-nigerianischen Freundschaftsgesellschaft und kandidiert für die SPÖ bei den Nationalratswahlen.

 Er ist Österreicher mit nigerianischen Wurzeln – Clement Itamah ist vor 25 Jahren aus Nigeria nach Österreich gekommen. Er hat Jus studiert und einen Job bei der Stadt Wien bekommen. Seit 2006 ist Itamah außerdem bei der SPÖ und kandidiert dieses Jahr für die Nationalratswahlen. Auf der Bundesliste ist er allerdings auf Platz 61 gereiht und hat somit im Grund kaum Chancen in den Nationalrat gewählt zu werden. Aber Itamah mobilisiert für die SPÖ, er will sich aktiv beteiligen. „Die SPÖ hat mich nicht von der Straße aufgeklaubt“, sagt der Jurist. „Ich bin zu ihnen gegangen, weil ich einiges bewegen wollte, denn wenn man in einer Gesellschaft lebt möchte man in allen Bereichen mitwirken und tätig sein.“  

Kreisky sei Dank

Für die SPÖ hat sich Itamah bewusst entschieden weil ihn Ideale wie soziale Gerechtigkeit, Umverteilung und Weltoffenheit am Herzen liegen, erklärt er. Außerdem sei es wichtig die Partei in einem historischen Kontext zu betrachten, meint Itamah, der sogleich Bruno Kreisky ins Treffen führt. „Es gibt so vieles, das wir Kreisky und seiner Politik verdanken“, ist Itamah überzeugt. Selbst heute noch stehe Österreich im internationalen Vergleich gut dar was die Finanzierung eines Sozialstaates anbelangt.

Itamah ist auch Präsident der österreichisch-nigerianischen Freundschaftsgesellschaft. Und mit seiner Kandidatur macht er natürlich auch Menschen aus den afrikanischen Communities stolz. Er findet, dass die SPÖ eine wichtige Vorbildfunktion – vor allem auch für junge MigrantInnen – hat. Doch Itamah sieht was Integration und Diskriminierung in der Gesellschaft betrifft, nicht eitel Sonnenschein gegeben.

„Rassismus hat es schon immer gegeben und wird es immer geben. Ich darf daran erinnern, dass David Alaba nicht immer in Mode war. Als er zum ersten Mal von Didi Constantini in die Nationalmannschaft einberufen wurde, wurde Constantini von der Presse getadelt. Auch Alaba war von Rassismus betroffen. Jetzt ist das anders, heute steht er plötzlich im Mittelpunkt und versucht den Rassismus zu überdecken der um uns herum passiert.“

Wer schnell rauf kommt, kommt schnell runter

Solange Alaba erfolgreich  sei, werde durch ihn das Image von AfrikanerInnen in Österreich verbessert. „Doch sobald der Erfolg aussetzt, ist vermutlich alles wieder beim Alten und unverändert“, gibt Itamah zu Bedenken. Er glaubt nicht, dass sich durch die Beliebtheit afro-österreichischer Talente wie Alaba und Co. die Gesellschaft nachhaltig ändern wird. Vor Alaba hatte es Biko Bokowamungo gegeben, den beliebten, erfolgreichen österreichischen Boxer. Dann war er plötzlich von der Bildoberfläche verschwunden, erzählt Itamah und verweist auf das Sprichwort: „Wer schnell rauf kommt, kommt noch schneller wieder runter.“ Itamah: „Biko war auch einmal sehr bekannt und berühmt. Als seine Zeit vorbei war, war auch einiges an der Beliebtheit der AfrikanerInnen wieder vorbei“, sagt der Nationalratskandidat. Österreich solle sich ein Beispiel an Deutschland nehmen. Denn dort sehe man täglich afrodeutsche ModeratorInnen im Fernsehen.


Kommentieren Sie den Artikel





Weitere Artikel von Sarah Farukuoye