Integrationsbericht: Bildung wieder im Fokus

09.08.2013 | 13:27 | Sarah Farukuoye

Wien.  Im neuen Integrationsbericht liegen die Themenschwerpunkte erneut bei Bildung und Arbeitsmarkt. Man wünscht sich die Einführung einer verlängerte Schulpflicht, einer sogenannten Bildungspflicht.

Vor einigen Tagen wurde der neue Integrationsbericht von Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz, Heinz Faßmann Vertreter des unabhängigen Expertenrates für Integration und Stephan Marik-Lebeck von der Statistik Austria, vorgestellt. Problematisch und ungelöst sei derzeit die hohe Zahl an SchulabbrecherInnen mit Migrationshintergrund, hieß es bei der Berichtpräsentation. 12,9 Prozent aller SchulabbrecherInnen in Österreich im Schuljahr 2011/2012 sind MigrantInnen, bereitete Marik-Lebeck, diese brachen, überwiegend an Hauptschulen nach der Vollendung der 8. Schulstufe, die Ausbildung ab. Verglichen mit den SchülerInnen mit deutscher Muttersprache, handle es sich im selben Schuljahr um nur 4 Prozent. Kurz möchte darauf mit Bildungspflicht statt Schulpflicht reagieren, aus eigener Erfahrung wisse er, dass viele SchülerInnen nur weiter in der Schule verharren weil das baldige Ende absehbar sei. Die SchülerInnen würden diese folglich, ohne jegliche Kompetenzen mitzunehmen, verlassen. Ihr Bildungsstand und die dadurch geringen Chancen auf einen Beruf nach dem Schulabbruch würden zur Arbeitslosigkeit führen, so Kurz.

Modulares System

Das möchte Kurz ändern: Schule soll sich mehr in die Richtung eines modularen Systems bewegen und SchülerInnen in einzelnen schwachen Fächern fördern. Bei unterdurchschnittlichen Kompetenzen in Lesen, Schreiben und Rechnen soll dies in Form von Kursen, am besten im Schulumfeld, auch noch nach der regulären Schulpflicht abgehalten werden. Unsicher sei derzeit noch wie hoch der Bildungsstand bei Verlassen der Ausbildung sein soll. Handle es sich dabei nur um Lesen, Schreiben und Rechnen sei die Zahl an Betroffenen, deutlich unter 16,9 Prozent aller SchulabbrecherInnen, sagt Kurz. Das österreichische Rote Kreuz (ÖRK) findet die Empfehlungen grundsätzlich begrüßenswert. „Wenn Fünfzehnjährige nicht lesen, schreiben und rechnen können, bleibt nichts anderes übrig, als das Versäumte auch in diesem Alter noch nachzuholen“, so ÖRK-Generalsekretär Werner Kerschbaum in einer Presseaussendung.

Keine ausländischen Bittsteller

Weiters solle unteranderem ein zweites, gratis Kindergartenjahr, verpflichtend für Kinder mit nicht ausreichenden Deutschkenntnissen eingeführt sowie die sprachliche Förderung von mehrsprachigen Kindern in Schulen vorangetrieben werden, sagt Faßmann. Außerdem sollten MigrantInnen in Österreich nicht mehr als BittstellerInnen darstellen werden, dies wirke sich negativ auf die Attraktivität Österreichs aus, meint Faßmann. Zusätzlich sprach er sich für die Weiterentwicklung der Rot-Weiß-Rot Karte aus.

Wenig Anreiz für Staatsbürgerschaft

Alexander Pollak von SOS Mitmenschen spricht die hohe Zahl der nicht Wahlberechtigten an. Fraglich sei ob dies nicht das Gemeinschaftsgefühl der österreichischen Gesellschaft, auf das Kurz so viel Wert lege, zerstört, meint Pollak. Kurz ist anderer Meinung: das Wahlrecht sei eines der wenigen Privilegien oder Anreize für österreichische StaatsbürgerInnen oder für ZuwandererInnen diese anzunehmen. Faßmann verweist darauf, dass die Zahl an wahlbeteiligten MigrantInnen mit Staatsbürgerschaft gering sei. Pollak begründet das geringe Interesse an der österreichischen Staatsbürgerschaft mit dem Mangel an Möglichkeiten für eine Doppelstaatsbürgerschaft.


ein Kommentar

  • Mag. Dr. Heidemarie Lex-Nalis

    Ignoriert werden nach wie vor alle jene Forschungsergebnisse, die nachweisen, dass Schulversagen und Schulabbruch in Österreich vor allem mit dem Bildungshintergrund der Familien zu tun haben. Kinder aus den sogenannten bildungsfernen Haushalten – egal ob In-oder Ausländer- haben in unserem Bildungssystem wenig Chancen auf eine erfolgreiche Bildungskarriere. Weiterlesen -> http://elementarbildung.blogspot.co.at/2013/08/bildungspflicht-vor-der-schule-eine.html Siehe auch -> http://www.Plattform-EduCare.org Geschrieben um 10. August 2013 um 12:01 Uhr Antworten

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