Muslim Jewish Conference: Gründer Ilja Sichrovsky redet über Zukunftspläne

03.09.2014 | 12:47 | Daniela Karina Krenn

Die „Muslim Jewish Conference“ 2014, das einzige weltweit interreligiöse Forum, das von einem Österreicher initiiert wurde ist seit vier Wochen vorbei.  M-MEDIA traf den Organisator der Konferenz Ilja Sichrovsky. Er erzählt über neue Herausforderungen und Zukunftspläne. Ein Gespräch mit Daniela Karina Krenn.

Ilja ist müde. Die letzten Tage waren fordernd, während der Muslim Jewish Conference, die dieses Jahr von 7. bis 14. August in Wien statt gefunden hat. Aber auch einige Tage danach ist nicht an Schlaf zu denken. „Jetzt steht Post-Production“ auf dem Plan. Und dann geht’s auch schon gleich wieder ans Planen für die Konferenz im nächsten Jahr.“, sagt Ilja. Er lächelt dabei. Klar – es ist anstrengend. Aber mit der ersten Konferenz vor vier Jahren ist ein Stein ins Rollen gekommen, der nicht zu stoppen ist. „Wir haben so viele Bewerbungen, wir könnten locker drei bis vier Konferenzen im Jahr machen. Das ist – früher oder später – auch unser Ziel.“, sagt Ilja.

Die Muslim Jewish Conference ist ein jährlich stattfindender Austausch zwischen den Religionen. Bis zu hundert Muslime und Juden treffen sich, um über Islamophobie und Antisemitismus zu sprechen. Heuer lag dabei der Schwerpunkt auf die Darstellung der Religionen in den Medien. Aber auch über andere wichtige Themen stehen auf dem Tagesprogramm an Podiumsdiskussionen und Vorträgen: Conflict transformation, Arts & Culture, Historical relatives and identity, Gender and Religion. „Themen, die beide Seiten betreffen, sowohl Juden als auch Muslime.“, sagt Ilja. „Wir beten gemeinsam, wir reden über unsere Vergangenheit und unsere Erinnerungen.“

Als Ilja vor fast zehn Jahren mit Freunden das Projekt startete, hat er das aus einer Not heraus getan. „Wir haben ein Problem in Europa. Antisemitismus und Islamophobie gehört zur Mainstream-Meinung. Wir Minderheiten müssen gemeinsam gegen Rassismus vorgehen.“, so Ilja. „Bei der Konferenz geht es darum, die Vorurteile abzubauen, die Juden gegenüber Muslime haben und umgekehrt. Das geht einfach durch Kommunikation und Interaktion. Und wenn man bei der Konferenz eine Woche lang zusammen arbeitet, sich zuhört, sich kennen lernt, dann hat man danach nicht nur sein Weltbild erweitert, sondern Freunde aus aller Welt gefunden.“

Mitmachen kann jeder, der sich mit einem spannenden Thema bzw. Vortrag bewirbt. „Bei der Auswahl ist uns aber vor allem auch wichtig, dass man herauslesen kann, dass der Vortragende auch Zuhören kann. Jeder kann etwas Tolles erzählen. Aber bin ich auch bereit die andere Seite anzuhören?“, erklärt Ilja. Diese Voraussetzung spielt auch eine Rolle, wenn es um heiklere Themen geht, wie in diesen Tage zu Gaza. „Das soll hier auf der Konferenz nicht zum Hauptthema gemacht werden. Aber natürlich wird darüber geredet. Wir wollen nur einen anderen Zugang möglich machen. Jeden Abend gibt es Social Events, wo man frei und offen reden kann. Natürlich muss man sich da nicht einig werden und solche Gespräche sind schon emotional. Aber eskalieren tun sie nicht, das ist das Wichtige.“

Ilja ist Jude. „Aber nicht streng gläubig“, lächelt er. Er sieht sich als Kettenbrecher in seiner eigenen Community. „Auf muslimischer, wie auf jüdischer Seite haben viele Vertreter gesagt, dass der angestrebte interreligiöse Dialog zwischen Juden und Muslime nicht klappen wird.“ Er klappt aber doch. Jetzt sind es mittlerweile 40 Volunteers aus 25 Ländern, die ständig bei der Muslime Jewish Conference mitarbeiten. Auch die Bandbreite an prominenten Unterstützern ist groß. Bill Clinton war einer der ersten, oder das American Jewish Institute. Auch die Union Jüdischer Studenten und der World Jewish Congress zählen dazu. „Auf muslimischer Seite werden wir genauso unterstützt, nur mehr von einzelnen Personen. Die Struktur ist da nicht so hierarchisch wie bei den Juden.“, sagt Ilja. Er freut sich über die weltweite Unterstützung. Das ist eine gute Basis für die Zukunftspläne der Conference.

„Bald wollen wir nicht mehr nur eine Konferenz abhalten, sondern mehrere pro Jahr. Außerdem wäre es cool, wenn wir eine Agency werden würden und dann bessere Möglichkeiten hätten, Ideen und Projekte zu unterstützen.“, grinst Ilja. Eines der Projekte derzeit ist ein Filmprojekt, ein Archiv, in welchem Großeltern sich erinnern sollen, wie selbstverständlich es vor 1948 war mit Juden gemeinsam in arabischen Ländern zusammen zu leben. Jetzt läutet Iljas Telefon. Er hat Internationale Entwicklung studiert, jetzt ist er vor allem international verwickelt. „Ohne die neueste Technik würde das alles nicht funktionieren. Alle Mitarbeiter skypen viel und sind auch ständig miteinander in einem Facebook-Gruppenchat. Obwohl – immer geht es da nicht nur um berufliches.“, grinst er. Jetzt muss er dann aber los – nur mal kurz die Welt retten.


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