Heinzi und Hüseyin über Snowden und die Militärdiktatur in Ägypten
09.07.2013 | 16:36 | REDAKTION
Heinzi und Hüseyin sind junge Österreicher unter 30, die ihre Gesellschaft bodenständig und scharf analysieren. Öfters kommt es zu Reibungen aber nie zu Verletzungen. Argumentieren statt Vorverurteilen ist die Devise dieser Serie.
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Hüseyin: Beschämend für die Demokratie.
Heinzi: Wovon redest du?
Hüseyin: Von zwei Sachen: Zuerst wird dem Flugzeug eines legitimiert gewählten Präsidenten der Luftraum verboten, weil er verdächtig ist .
Heinzi: Entschuldige Hüseyin, das ist normal. Die lateinamerikanischen extrem linken Regierungen und Verteidiger des kleinen Mannes sind nicht vertrauenswürdig. Das Flugzeug von Morales hätte Snowden on bord gehabt. Bitte regt dich nicht auf.
Hüseyin: Du bist also der Meinung, ein Polizist sollte dich willkürlich auf der Straße festnehmen und einsperren, nur weil er dich verdächtigt, Marijuana zb in deinem Rucksack zu haben?
Heinzi: Das habe ich nicht gesagt.
Hüseyin: Aber das ist passiert mit dem bolivianischen Präsidenten.
Heinzi: Aber es ist nichts Schlimmes passiert. Unser Land war sehr mutig und hat ihm zumindest erlaubt hier zu landen und zu übernachten. Unsere Innenministerin hat mit Recht gesagt, dass wir unabhängig von den USA sind.
Hüseyin: Unabhängig? Ich lache nur. Die ganze EU ist eine Sklavin der USA. Wenn Österreich so mutig ist, warum stehen sie nicht auf und protestieren gegen die gewaltsame Absetzung eines demokratisch gewählten Präsidenten, wie es jetzt in Ägypten der Fall ist?
Heinzi: Bist du wahnsinnig? 20 Millionen sind auf die Straße gegangen, um gegen den Herrn Mursi zu protestieren. Zwei mal so viel wie die gesamte Bevölkerung Österreichs. Ich hab sogar gehört, dass 22 Millionen Menschen eine Petition gegen den Präsident unterschrieben haben.
Hüseyin: Das sind sicher falsche Informationen, die eure westlichen Medien verbreiten um die Propaganda gegen Demokratien, die nicht das Spiel der USA und der EU spielen, zu bekräftigen. Ab dem Zeitpunkt, wo ein Land für die eigenen Interessen steht und nicht mehr für die der westlichen Welt, wird alles gemacht, um Menschen zu eliminieren, zu ermorden, oder unter Hausarrest zu stellen.
Heinzi: Hast du Beispiele?
Hüseyin: Patrice Lumumba, Che Guevara, Muammar Gadhafi, Thomas Sankara…
Heinzi: Bist du ein Verschwörungstheoretiker? Diese Menschen waren alle Nationalisten. Die brauchen wir nicht mehr. Nationalismus ist sehr gefährlich.
Hüseyin: Nationalisten sind nur in fremden Ländern gefährlich, im eigenen Land nicht. Wenn Nationalismus bedeutet, die Interessen des eigenen Landes zu verteidigen, dann bin ich ein richtiger Nationalist. In Österreich verfolgen alle Parteien nationalistische Interessen -.unter der Leitung der USA.
Heinzi: In Ägypten war Herr Mursi der Kopf einer islamistischen Organisation.
Hüseyin: Eine politische Partei, die demokratisch gewählt wurde. Kann so etwas in Europa passieren?
Heinzi: Nein, ganz sicher nicht. Wenn die Türkei in die EU kommen will, sollte der Islamismus aufhören!
Hüseyin: Welcher Islamismus? Ich hab den Eindruck, dass die US Amerikaner die Demos in Istanbul unterstützen, damit man zeigen kann, dass der Islam politisch nicht fähig ist, demokratische Prozesse einzuleiten und umzusetzen. Schade, wenn es wirklich so wäre.
Heinzi: Ehrlich gesagt, wir haben wirklich Angst vorm Islam. Das ist eine Religion, die für uns Europäer nicht vertrauenswürdig ist.
Hüseyin: Aber Europa hat keine andere Wahl, als mit dem Islam zu leben. In Österreich gibt es 500.000 Muslim_innen und das ist gut so.
Heinzi: Darüber reden wir das nächste mal. Ciao!
Hüseyin: Ciao und alles Gute!
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