Neues Buch: Jean Zieglers neue Waffen um Finanzoligarchien zu besiegen
- Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
- Verlag: C. Bertelsmann Verlag (16. März 2015)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3570102564
- ISBN-13: 978-3570102565
- Originaltitel: Retournez les fusils!
- Größe und/oder Gewicht: 14,4 x 3,1 x 22,3 cm
- M-MEDIA verlost ein Exemplar des aktuellen Buchs von Jean Ziegler
- Frage: Über welches Thema hat Jean Ziegler in Brasilien geforscht?
- Antwort bitte an office@m-media.or.at
30.03.2015 | 14:30 | simon INOU
Jean Ziegler war am 25. März in Wien um sein neues Buch und geistige Autobiographie „Ändere die Welt“ vorzustellen. Der Ermutiger der Zivilgesellschaft und Gerechtigkeitskämpfer mit mehr als 5,5 Millionen Euro Schulden (Schadensgerichtsklagen von Finanzoligarchien, die er in seinen Büchern attackiert, sind daran schuld) hat seinen Mut für eine bessere Welt nicht verloren.
Wien – „Die Feinde des Menschen sind heute die weltweite Diktatur der Oligarchien des globalisierten Finanzkapitals und die absurde Ordnung, die sie dem Planeten aufzwingt mit ihrem Gefolge aus gedemütigten, hungernden Menschen und zerstörten Familien.“ (S. 278) so Jean Ziegler in der Conclusion seines aktuellen Buchs „Ändere die Welt“.
Erschienen auf Französisch im Oktober 2014 mit dem Titel „Retournez Les fusils. Choisir son camp“ ( Anm. Schießt zurück! Sich klar positionieren) ist auch die deutsche Version seit kurzem in Buchhandlungen zu kaufen. Auf Deutsch mit dem Titel „Ändere die Welt“ bleibt Jean Ziegler seinen Themen treu. Er ist Gegner der Konzernglobalisierung und Bekämpfer der kannibalischen Weltordnung – wie er gern formuliert – genauso wie Ermutiger für eine Weltsolidarität, für Menschenrechte genauso wie für Selbstbestimmungsrechte für unterdrückte Völker dieser Erde, die nicht mehr nur in Ländern des Südens leben, sondern immer mehr auch in Zentren der kapitalistischen Länder Europas, NordAmerikas und Asiens.
Von der Rolle des Intellektuellen in unserer Gesellschaft über die Entstehung der Ungleichheit zwischen den Menschen und dadurch auch Klassenbewusstsein, bis zur Rolle der Ideologien in unserer Gesellschaft, die entweder befreien oder unterdrücken (S. 63), und endlich über die befreiende Rolle von Kultur. Jean Ziegler präsentiert in seiner Nacktheit unsere heutige Realität in einer Welt, wo zum „Ersten Mal in der Geschichte der objektive Mangel an materiellen Gütern, die zum elementaren Überleben der Menschen nötig sind, überwunden sind“. Hier muss man sich klar positionieren. Wie immer versucht er zahlreiche Beispiele aus dem Alltagsleben praktisch darzustellen.
Das aktuelle Buch ist laut Jean Ziegler auch eine intellektuelle Biographie der letzten drei Jahrzehnte (in der französischen Ausgabe schreibt er von vier) seiner Tätigkeit als Professor für Soziologie an afrikanischen, brasilianischen, Schweizer und französischen Universitäten (S. 18). In diesem Buch versucht Jean Ziegler in zehn Kapiteln auf diese Frage zu antworten: „Wie nützlich war mein berufliches Wirken? (S. 18). Er kommt zurück auf die Rolle von der Wissenschaft im Allgemeinen und von der Soziologie im Besonderen. Er ist kategorisch wenn er sagt „Wissen ist nie neutral. Wie jede andere Wissenschaft ist die Soziologie ein Instrument, das befreit oder unterdrückt.“ (S. 17).
Dieses Buch sieht er als „ein Handbuch für den Kampf, für den Aufstand der Zivilgesellschaft um die kannibalische Weltordnung zu vernichten (S. 17-18). Wie soll diese Vernichtung der Finanzoligarchien passieren? Friedlich mit der Hilfe von allen demokratischen Werkzeuge, die notwendig sind, um die Diktatur der Konzerne zu stürzen. Die neuen Werkzeuge sind heute: Generalstreik, Kundgebungen, Wahlen. Jean Ziegler will damit zeigen, dass es in der Demokratie keine Ohnmacht gibt. Er appelliert hier vorwiegend an BürgerInnen (nicht an die Politik) aus Nordamerika und Europa, wo die allermeisten Oligarchien zu Hause sind, sich mit allen demokratischen Mitteln gegen die Finanzoligarchien zu wehren. (S. 278). Eine Botschaft, die nicht in tauben Ohren stößt. Ein Front gegen die TTIP. Jean Ziegler hofft, dass es nicht durchkommen wird, sonst wäre der entscheidende Kampf verloren sagte er in einem Interview mit dem österreichischen Wirtschaftsblatt.
Für mehrere Generationen von afrikanischen SoziologInnen sind die Arbeiten von Jean Ziegler eine wichtige Referenz. Weil er als Weißer – wie er immer betont – das Privileg hatte Teil von mehreren Befreiungsbewegungen Afrikas der 60er und 70er und Innenansichten genau zu schildern. Er hat diese Kämpfe auch mit hohem Risiko begleitet und hat immer wieder auf die kapitalistisch-kolonialistische Perspektive hingewiesen. Aber natürlich auch auf die Wichtigkeit von Zusammenhalt wenn wir eine besser Welt aufbauen wollen. Das aktuelle Buch ist eine neue Fassung seines berühmten Werkes „Schießt zurück!, ein Handbuch der Oppositionssoziologie“ erschienen in den 80er. Dieses Buch gab uns junge Soziologen alternative Blicke auf unserer eigenen Gesellschaften.
Ein sehr gutes und empfehlenswertes Buch für alle, die in unserer heutigen Welt noch Gemeinschaftswerte und Gemeinschaftssinne schaffen wollen, da unsere Welt nur solidarisch aufzubauen ist. Allerdings ist die französische Ausgabe viel besser. Die deutschsprachige Übersetzung ist leider ungenau und mangelhaft. Leider.
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